Samstag, 26. März 2016

Semana Santa



Am Dienstag kam ich in San José / Costa Rica an. Viele Restaurants waren bereits wegen Karwoche geschlossen, auch die Züge auf der einzigen Bahnstrecke fuhren nicht mehr. Bereits auf dem Hauptplatz war nicht zu überhören, dass Costa Rica zu Recht als Paradies für Vogelliebhaber gilt. Ansonsten gibt es in dieser Stadt nicht viel zu sehen, mit Ausnahme des fantastischen neuen Jade-Museums. Eine umfangreiche Sammlung von Schmuckstücken und Töpferwaren ist thematisch so geordnet, dass man beim Rundgang viel über die Lebensweise der indigenen Völker erfährt.


Hier noch ein österliches Motiv:




Am Mittwoch fuhr ich ins Orosi-Tal weiter. Gleich zu Beginn meiner Radtour dort kündigten sich vielversprechende Ziele an:




Insgesamt erinnert mich die Landschaft an deutsche Mittelgebirge, wäre da nicht der fast 3500 m hohe Vulkan Irazú. Gestern Abend traf meine World-Insight-Reisegruppe ein. Heute Morgen fuhren wir auf den Irazú. Seit 1963 führt eine gute Straße hinauf, weil Kennedy bei seinem Staatsbesuch unbedingt auf einen Vulkan wollte. Dieses Vorhaben fiel aber in die Asche, weil der Irazú kurz vor Kennedys Ankunft begann, Asche zu speien. Wir dagegen erwischten einen windstillen und sonnigen Tag.

Unterwegs kamen wir auch durch Cartago, und was wäre diese Stadt ohne römische Soldaten? Voilá, hier sind sie:


Cartago blieb diesmal unzerstört - vergleichbare Karfreitagsprozessionen gab es heute allerorten.

Für den Fall, dass ihr schlechtes Osterwetter habt, habe ich abschließend noch ein Osterrätsel für euch vorbereitet. Es lautet folgendermaßen:

Welche Rolle in der kubanischen Geschichte spielte das abgebildete Schiff?



A   Fidel Castro und seine Mitkämpfer benannten es in Granma um und setzten damit von Mexiko nach Kuba über.

B   Che Guevara heuerte unter falschem Namen als Schiffsarzt auf der Nordstrand an, um von St. Peter-Ording aus unerkannt in den Guerrillakrieg im Kongo ziehen zu können.

C   Nach der Niederschrift der letzten Strophe von “Guantanamera“ fuhr José Martí auf diesem Schiff von Santo Domingo nach Kuba,, um am Befreiungskampf gegen die Spanier teilzunehmen.

D   Unter einer Ladung Köm und Jägermeister, die Mafiaboss Meyer Lansky für seine Kasinos in Havanna hatte ordern lassen, war das Exemplar von “Das Kapital“ versteckt, das Fidel Castro während seiner Gefängnisstrafe studierte.



Montag, 21. März 2016

¿Wie schön ist Panama?

Das kann ich nach zwei Tagen natürlich noch gar nicht sagen, da ich bisher nur in der Hauptstadt und an der nächstgelegenen Kanalschleuse war. Auf der anderen Seite des Kanals beginnt dann El Interior, wie der Rest des Landes offensichtlich noch immer genannt wird. Man muss sich ja wirklich klarmachen, dass die Kanalzone noch bis vor 16 Jahren US-Gebiet war.

Als ich ankam, erschlug mich die Tropenluft. Über 30 Grad und sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Ich bekam auf der Stelle Kopfschmerzen, was mir nur selten passiert. Zum Glück waren sie nach kurzer Zeit ausgestanden.

Die Panameños ficht das Klima nicht an. In großer Zahl treiben sie auf der Pazifikpromenade vor der imposanten Skyline Sport.



Dabei trifft man auch auf vertraute Namen.


Erst heute fiel mir auf, dass ich hier noch keinen Raucher wahrgenommen habe. Umfassend ist das Gesundheitsbewusstsein aber nicht, denn Übergewicht ist auch hier ein deutlich sichtbares Problem.

Große Teile der zweiten Altstadt sind sehr schön wieder hergerichtet.



Die ursprüngliche, 1519 gegründete Stadt wurde von englischen Piraten zerstört.

Heute war ich dann am Kanal.


Panama gilt als Land mit Sicherheitsproblemen, und so können auch die 500 m Fußweg von der Bushaltestelle zum Besucherzentrum nicht ganz sorglos zurückgelegt werden:


Das Schauspiel, dass sich vor der Besucherterrasse bietet, ist umwerfend. Es gibt eine sog. Panamax-Schiffsklasse. Das sind Frachter, die soeben noch in die Schleusenkammern passen, ca. 25 m breit und 365 m lang. Mit Elektrolokomotiven und Schleppern werden die Schiffe zentimetergenau in die Kammern bugsiert.



Auch in der Nahaufnahme läßt keinen Spalt zwischen Rumpf und Schleusenwand erkennen.


Lange stand ich fasziniert auf der Terrasse.

Man sollte aber nicht vergessen, wie teuer dieses technische Meisterwerk erkauft wurde. Allein während des ersten Anlaufs unter französischer Regie (ab 1880) starben 22000 Arbeiter. Lesseps wollte einen Kanal ohne Schleusen bauen lassen, vor allem aber waren die Ursachen von Malaria und Gelbfieber zu dieser Zeit noch nicht bekannt.

Zwischen Panama-Stadt und der Kanaleinfahrt liegen vier kleine Inseln. Die wurden durch einen Damm verbunden, damit in der Zufahrt weniger Seegang herrscht. Den Damm habe ich heute Nachmittag erwandert, den zahlreichen Pelikanen beim Fischen zugeschaut und ganz nebenbei festgestellt, dass Panama auf diesem Damm zwei Merkmale aufzuweisen hat, die zu einer echten Weltstadt gehören: einen Irish Pub und ein Bauwerk von Frank O. Gehry.

Der gefeierte Architekt wurde hier mit dem Entwurf eines Museums der Biodiversität beauftragt. Das ist dabei herausgekommen:


Während ich weiter den Pelikanen beim Gleitflug und plötzlichen Abtauchen zusah, meinte ich plötzlich zu verstehen, wie dieser Bau zustande gekommen ist:
Freitag mittags sitzt der Meister am Zeichentisch und faltet missmutig Schwalben aus den misslungenen Entwürfen der vergangenen Woche. Da fällt ihm ein: der Entwurf für Panama steht noch aus. Flugs schichtet er die Schwlaben zu einem Haufen, macht mit dem Handy ein Foto davon und schickt das an seInen getreuesten Jünger zur weiteren Veranlassung.

Kann natürlich ganz anders gewesen sein. Jedenfalls sind von außen nur Dächer und ein Konferenzraum zu erkennen, aber keine Ausstellungsflächen. Bemerkenswert für ein Museum der Biodiversität fand ich auch, dass die gesamte Außenanlage mit nur einer Sorte Blütenpflanzen bepflanzt war. Eintritt 22 Dollar.


Morgen geht es weiter nach Costa Rica, wo ich Donnerstag auf meine Reisegruppe treffe. Vermutlich wird ab dann etwas weniger Zeit zum Schreiben sein.

Frohe Ostern und schöne Ferien,
Hans


Samstag, 19. März 2016

Sand sieben in der Schweinebucht



15. 3.
Am Montag Abend kam ich in Playa Girón an, dem Hauptlandeplatz der Schweinebuchtinvasion.

Das zugehörige Museum ist wegen Renovierung geschlossen, man sieht nur ein Flugzeug (darin nisten inzwischen Vögel) und zwei Panzer, die davor stehen. Zum 55. Jahrestag am 16. 4. soll wiedereröffnet werden. Das ist sicher ganz praktisch. So musste man in der Führung nicht diskutieren, ob man Obama einen Besuch dieses Ortes aufnötigen soll.



Die Renovierung ist in vollem Gange: Fünf Gärtner waren heute damit beschäftigt, drei Palmensetzlinge in die Erde zu bringen. Der Ehrlichkeit halber muss ich zwei Dinge hinzufügen: 1. Es stand kein Spaten zur Verfügung, sondern nur ein Stemmeisen. 2. Der Auftrag war bereits mittags vollständig ausgeführt.

Insgesamt strahlt Playa Girón eine Mischung aus Ödnis und Goldgräberstimmung aus.


 Das alteingesessene Hotel ist heruntergekommen, offensichtlich aber für kanadische Rentner immer noch attraktiv genug.



Die Kanadier werden hier gehätschelt. Für einen CAD bekommt man genauso viel wie für ein britisches Pfund. Ich weiß nicht, ob dieser Kurs an die Vorlage eines kanadischen Passes gebunden ist. Andernfalls würde ich die nächste Kubareise mit reichlich CAD in der Tasche antreten.

Der Weg aus Kanada ist überraschend kurz. Von Toronto bis Varadero sollen es nur zweieinhalb Flugstunden sein. Schwer haben es dagegen die Italiener. Egal ob Mailand oder Rom: preisgünstig soll nur der Weg über Moskau sein.

Der Vermieter hatte diesmal einen Wasserschaden zu beklagen und brachte mich daher bei seinem angeblichen Schwager unter. Er warnte eindringlich davor, anstelle des von ihm angebotenen Abendessens den am Strand verkauften  Grillfisch zu verzehren, da man sich hierdurch mit Zika und Dengue infizieren könne. Nachdem schon ein Rikschafahrer in Cienfuegos seine überhöhte Forderung damit begründet hatte, er sei fünffacher panamerikanischer Fahrradmeister gewesen, kann man wohl schwerlich behaupten, 57 Jahre Sozialismus müssten zwangsläufig die Phantasie der Menschen abtöten.

Bis vor fünf Jahren gab es hier nur das Hotel, jetzt werden überall private Fremdenzimmer gebaut. Auch meine Vermieter bauen ein zweites Zimmer an. Gestern Morgen erschien jemand gegen neun, hockte sich auf den Boden und begann, mit einem kleinen Sieb Sand zu sieben. Nach einer Stunde hatte er geschätzt vier Kilo geschafft.

Welchen Grund gibt es also hierzubleiben? Es ist die wirklich fantastische Unterwasserwelt. Das Korallenriff liegt direkt vor der Küste und kann schwimmend oder mit einer kurzen Bootsfahrt erreicht werden. Heute gab es beeindruckende Fächerkorallen und solche, die wie riesige Hirschgeweihe aussehen. Viele farbenfrohe Fische obendrein. Die beiden besten Strände kosten - wenn man nicht kanadischer Rentner ist - jeweils 15 $ Eintritt. Dafür hat man dann ein Buffet am Strand und Mojito bis zum Abwinken mitgekauft. Entsprechend finden längst nicht alle den Weg ins Wasser.

17. 3.
Übliche Monatsverdienste im Staatsdienst liegen zwischen 10 und 30 CUC. Das ist die frei konvertierbare Parallelwährung, die im Wert dem Dollar entspricht. Den gleichen Betrag verdient man, wenn man dreiselbst gefangene Fische brät und am Strand verkauft oder zwei Touristen für eine Stunde mit dem Boot aufs Meer hinausfährt. Ich hatte einen Nachbarn im Bus, der hatte bei einem Flugzeugingenieur gewohnt und bei einem Biologen. Beide hätten ihren Beruf geliebt, aber auch keinen anderen Ausweg mehr gesehen als Zimmer zu vermieten. Man kann sich vermutlich kaum ausmalen, welche Qualifikationen so auf die Dauer verloren gehen. Durch die Liberalisierung  privater Dienstleistungen wurde sicher Druck aus dem Kessel genommen; ein Plan für die weitere Entwicklung des Landes ist aber nicht zu erkennen. Der junge Rikschafahrer, der mich heute zum Busbahnhof brachte, formulierte seine Einschätzung so: Wir sind nicht arm, wir sind nichT reich. Die ganze Welt entwickelt sich, nur Kuba nicht.

Erschreckend fand ich einen Vorfall heute Morgen. Ich nahm zusammen mit ein paar Ragazzi aus Turin an einer naturkundlichen Führung teil. Einer von ihnen fragte den Führer nach seiner Einschätzung des Obama-Besuchs und bekam die abschätzige Antwort: “Da sperren sie ganz Havanna für einen Neger ab!“ Der Mann hielt das für sehr lustig.

Die Höhepunkte der Führung waren für mich zwei cenotes; d. h. eingebrochene Höhlen. Vom Rand blickt man auf dunkles blaugrünes Wasser in der Tiefe.



Heute Abend bin ich nach Havanna zurückgefahren. Am Busbahnhof kamen mein slowakischer Schnorchelbekannter und ich mit einer jungen Frau aus Baltimore ins Gespräch, die sich tiefergehende Eindrücke vom Land dadurch verschafft hatte, dass sie einfach zwei Wochen ohne Programm In Havanna geblieben war. Sie war über Mexiko eingereist und baute darauf, dass die US-Grenzer nicht mehr so genau hinschauen, ob zwei mexikanische Stempel im Pass sind oder vier. Es gibt sie also weiterhin, die anderen Amerikaner.

Unterwegs wurde an einer Raststätte gehalten. Dort lief ein Fußballspiel TOT - DOR. Ich hielt das für ein Spiel der Premier League, Tottenham gegen Dorset oder so. Dann jedoch lief zunächst der unverwechselbare Herr Tuchel ins Bild, und kurz danach fiel das Gegentor. Leider wurde in der 81. Minute der chinesische Bus wieder angelassen. Wenn mir also jemand mitteilen könnte, wie das Spiel ausgegangen ist, wäre ich dankbar.

Wir kamen dann noch am Stadion von Havanna vorbei. Ein Bierzelt war bereits aufgebaut, die restliche Ausrüstung der Stones ist heute Abend aber noch in Mexiko-Stadt im Einsatz. Morgen beginnt die britische Botschaft mit der vorbereitenden Popmusikwoche. Für Obama soll die gesamte Umgebung des Baseballstadions aufgefrischt werden, in dem am 22.Kuba gegen die USA spielt.

18. 3.
Zurück in Havanna. Ich war im Stadtteil Vedado unterwegs. Neue Eindrücke (Konditorei, Hähnchenbraterei, vor allem aber der chinesische Friedhof und die wieder in den Rang einer Botschaft erhobene US-Vertretung) gesellten sich zu Besuchen bekannter Orte.

Einer davon war das Hotel Nacional. Geboten wurde in der Lobby zunächst Schalke gegen Gladbach. Das habe ich ausgelassen, hoffe aber, dass nach dem MG-Lattentreffer noch gezieltere Schüsse kamen.
In der Bar gibt es seit altersher eine Galerie der bedeutenden Gäste. Ich war überrascht, wieviele US-Filmschaffende in den letzten Jahren hier waren. Sie können sich die hohen Geldstrafen natürlich leisten, aber trotzdem. Hinzu gesellen sich böse Buben wie Ahmahdinedschad. In der 2015-Galerie sieht man mit Valentina Tereschkowa (erste Frau im Weltraum) und Paris Hilton zwei Frauen,wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, dazu den Bösewicht der Stunde, Herrn Erdogan. Aber dann tritt man in den Garten hinaus und hat einen wunderbaren Blick auf den Malecón, die Hafeneinfahrt und das Meer.




An meinem letzten Abend in Kuba habe ich einen Sundowner genommen, im höchsten Gebäude von Havanna. Über 300 Wohnungen, im 33. Stockwerk eine Bar und ein Restaurant. Laut Lonely Planet war das Gebäude bis vor ein paar Jahren so verfallen, dass in den obersten Stockwerken Geier nisteten. Jetzt ist wieder alles bewohnbar, aber das Interessante ist: Die Geier verteidigen den Standort! Nach wie vor umkreisen sie den Betonklotz.



Nachdem ich den Planters Punch ausgetrunken hatte, war das vordem leere Restaurant voll besetzt. Sicher alles Journalisten. Den Aufzug abwärts teilte ich mir mit einem Familienverbund unterschiedlicher Hautfarben aus Costa Rica. Der etwa zwölfjährige Sprössling übernahm zügig das Gespräch mit den Worten: “Ich spreche Englisch! Mit mir können Sie sich verständigen!“ Nach diesem Erlebnis sehe ich meinem Aufenthalt im offensichtlich weltoffenen Costa Rica mit großer Zuversicht entgegen.

Auf meiner ersten Kubareise habe ich Fidel und Diego Maradona aus der Nähe gesehen. Das ist natürlich kaum zu toppen, und so muss ich mich diesmal mit dem britischen Meister im Florettfechten (die Geschichte habe ich geglaubt) und dem Mercedes des südafrikanischen Botschafters zufrieden geben. Entscheidend ist aber, dass ich sehr viele Eindrücke mitgenommen habe - . und eigentlich gern noch hiergeblieben wäre.

19. 3.
Weiterflug nach Panama. Obamas Vorhut war bereits eingetroffen. Auf dem Flughafen in Havanna stand eine große Transportmaschine der US Air Force, vermutlich ja die erste seit der Revolution.





Sonntag, 13. März 2016

Cienfuegos 2

Cienfuegos ist erst 198 Jahre alt. Es wurde von französischen Siedlern gegründet, die Haiti nach den dortigen Sklavenaufständen verlassen hatten. Wie schon vor 30 Jahren ist es immer noch die gepflegteste Stadt, die ich in Kuba kenne.

Heute Morgen böses Erwachen: Handy und Uhr zeigten unterschiedliche Zeiten. Auch in Kuba gibt es Sommerzeit, und die beginnt bereits heute. Gut, dass ich den Handywecker gestellt hatte, sonst hättte ich womöglich meinen Bus verpasst.

Wach geworden wäre ich auf jeden Fall, und zwar vom einsetzenden Hufgetrappel. Auch hier wird ein erheblicher Teil des ÖPNV mit Kutschen abgewickelt, was inzwischen weltweit einzigartig sein dürfte.

Auf der Rückfahrt vom hiesigen Monumentalfriedhof kam ich soeben durch ein größeres Neubaugebiet. Nach Auskunft des Taxifahrers sozialer Wohnungsbau für Staatsbedienstete (Ärzte, Militärpolizei) und Menschen ohne Einkommen. Privathäuser können inzwischen gekauft und verkauft werden, auch das eine der Reformen v on 2011.

Gestern war ich an einem 10km entfernten Hotelstrand. Trotz aller Warnungen bin ich mit dem öffentlichen Bus gefahren - einem umgebauten chinesischen Lkw. War eng, ging aber schnell.

Das Hotel wurde offensichtlich vorwiegend von allein reisenden älteren Herren aus dem nördlichsten Staat des Kontinents bewohnt (sog. Einer-Kanadier). Einige waren in Begleitung junger einheimischer Damen. Fast alle hatten eine Thermostasse mit Deckel dabei. Damit gingen sie in regelmäßigen Abständen zur Bar und holten Cocktailnachschub.

Leider werden noch immer keine Schnorchelausflüge angeboten, weil es zu windig ist.

Bevor ich hierher kam, war ich für einen Nachmittag in Trinidad. Diese schöne Kolonialstadt kannnte ich von früher, inzwischen ist sie leider völlig überlaufen.

Auf der Fahrt dorthin kam ich mit meiner argentinischen Sitznachbarin ins Gespräch. Beim Stichwort Deutschland fielen ihr als erstes die Toten Hosen ein. Die seien in Argentinien äußerst populär (“manía nacional“). Sie wusste zu berichten, Campino habe sich ein Tattoo des Tangokönigs Carlos Gardel auf den linken Oberarm stechen lassen. Vermutlich ist dem treuen Leser in Düsseldorf ja eher das Motiv geläufig als der Gestochene....

Mein nächstes Ziel ist die Schweinebucht. Wie es dort mit dem Internet aussieht, weiß ich nicht. Es kann also sein, dass ich ein paar Tage nichts von mir hören lasse.

Beste Grü,ße und -soweit es zutrifft - viel Vorfreude auf die Osterferien!
Hans





Samstag, 12. März 2016

In Cienfuegos

Diesen Bericht beginne ich auf der Dachterrasse des Palacio del Valle in Cienfuegos. Vielleicht gibt es in der Neuen Welt kein anderes Gebäude, das derart konsequent in maurischem Stil gehalten ist. Über die weite Bucht blickt man auf die Reaktorkuppel des sowjetischen Atomkraftwerks, das zum Glück nie fertig geworden ist.

Seit Tagen herrscht ein starker Sturm aus Osten. Wenn das so bleibt, werden die geplanten Tage am Strand kein Vergnügen.

Auch 2016 gibt es noch Orte, an denen Schlange gestanden wird. Das sind die Läden, wo die wenigen noch auf Bezugsschein vergebenen Lebensmittel verkauft werden; Haltestellen auf dem Land, Eisdielen, dann Banken und die Verkaufsstellen für Prepaidkarten für Handy und Internet. Es heißt, dass das Leben teuer geworden ist. Mit Monatslöhnen von 20 € und Renten, die manchmal unter 10 € liegen, kommt man nicht weit, wenn nur noch wenige Lebensmittel zu festgesetzten Preisen verkauft werden.

Apropos Internet: Das wurde bisher nur in einer Unterkunft angeboten. Üblicherweise wartet man auf einen freien Platz in den Büros der Telefongesellschaft, oder man kauft eine Prepaidkarte und setzt sich mit seinem Gerät auf den Hauptplatz. Dort gibt es immer Wifi. Die Kinder haben hier natürlich noch keine Handys. Sie können sich noch darüber freuen, in einer Ziegenkutsche um den Platz zu fahren, im Karussell zu sitzen oder einfach einen Wettlauf um den Platz zu veranstalten.

Abschließend ein paar Impressionen aus dem wunderschönen Kolonialort Remedios, wo die touristische Entwicklung zum Glück erst am Anfang steht. Seit dem Johannistag 2015 ist Remedios die achte Stadt in Kuba, die mehr als 500 Jahre alt ist.

Bisher war ich in fünf Orten, wo ich jeweils eine Privatunterkunft vorreserviert hatte - so meinte ich jedenfalls. Nur in Havanna aber war ich tatsächlich im ausgewählten Zimmer. In allen anderen Fällen wurde ich weitergereicht, weil das Zimmer durch mehr oder weniger phantasievoll ausgedachte Problemfälle belegt war: Pass nicht in Ordnung, Fischvergiftung am Straßenstand, Usw. usw. Ich hatte letztlich immer ein Dach über dem Kopf, aber irgendwann ist das nicht mehr lustig.

Soweit für heute. Jetzt gehe ich ins berühmte hiesige Theater. Es gibt Flamenco. Die Hommage an Paco de Lucía findet leider erst nächsten Samstag statt.





Mittwoch, 9. März 2016

Nachdem die Revolution triumphierte....

... sind nun schon mehr als 57 Jahre vergangen. Fidel wird im Sommer 90.

Noch immer gibt es aber offizielle Sprachregelungen. Am 5. zum Beispiel war das Hauptereignis in den Nachrichten ein Gedenktag, von dem in Europa sicherlich niemand Notiz genommen hat: der dritte Todestag von Hugo Chávez. Interessant ist nun: offensichtlich ist der garnicht so richtig tot, sondern nach einer mehrfach wiederholten Formulierung nur “physisch verschwunden“. Niemals geht man so ganz, das wusste schon Trude Herr. Aber auch der alternde Kommunist scheint Trost in dem Gedanken zu finden, dass auch nach dem Tod noch etwas zurückbleibt.

Am Folgetag war ich in Santa Clara im Che-Guevara-Mausoleum. Außen eine Orgie in Beton, innen aber durchaus würdevoll gestaltet.  Vor allem überraschte mich, das die Exponate auch den Menschen zeigen, nicht nur den Revolutionshelden: der zweijährige Ernesto auf dem Töpfchen , das Grundschulzeugnis (schon im zweiten Schuljahr rutschte er in Betragen auf “deficiente“ ab), die Approbationsurkunde.

Auf dem Hinflug hatte Iberia den wunderbar abgedrehten - und dann wieder überraschend ernsten - Indien-Film “The Darjeeling Limited“ im  Programm, so dass ich gedanklich noch an meine letzte Reise anknüpfen konnte. Es lassen sich auch ein paar Parallelen zwischen Indien und Kuba ziehen: Fahrradrikschas allerorten, Pferdefuhrwerke auf der Autobahn, fliegende Händler. Insgesamt überwiegen aber die Unterschiede.

Am . Anreisetag warf ein bedeutendes Ereignis seine Schatten voraus:


Der Besuch Obamas wurde zumindest an diesem Tag nicht erwähnt. Zurzeit gibt es einen anderen  Gegner:

Da brauchen wir zum Abschluss doch noch eine romantische Szene: