Samstag, 23. April 2016

Menschen und Tiere in Panama


22. April

Vielleicht ist es aufgefallen, dass in meinem Blog nur wenig über die drei Wochen in Costa Rica steht. Das hat nichts damit zu tun, dass es mir dort nicht gefallen hätte. Aber es war halt eine Gruppenreise. Wir hatten ein dichtes Programm, und abends haben wir meist noch nach dem Abendessen zusammengesessen. Meist war dann auch noch unser Reiseleiter Serafino dabei, der dann die Fragen beantwortete, die sich im Lauf des Tages ergeben hatten. Da blieb dann keine Zeit mehr zum Schreiben.
Wäre ich auf eigene Faust gereist, hätte ich in der gleichen Zeit nur einen Bruchteil der Nationalparks gesehen und mit Sicherheit viel weniger über Tiere, Pflanzen, Land und Leute erfahren. Deshalb bin ich insgesamt mit der Entscheidung für die Gruppenreise sehr zufrieden. Wesentlich dazu beigetragen haben die angenehme Gruppe und der überaus engagierte Reiseleiter.
Auf der anderen Seite stelle ich fest, dass mir die Reisetage, an denen ich in Kuba und Panama allein unterwegs war, deutlich präsenter sind als die in Costa Rica. Das hat vermutlich zwei Gründe: in jenen beiden Ländern habe ich mir die einzelnen Ziele bewusst ausgesucht, und ich konnte überall so lange verweilen, wie es meinem Rhythmus entspach.-

Heute verbringe ich noch einen ruhigen Tag auf einer Terrasse über dem Pazifik. Zum Abschluss der Reise geht es dann in die Metropolen Panamá und Bogotá. Hier in Santa Catalina hebe ich den Altersdurchschnitt erheblich. Überwiegend kommen Surfer hierher, und die sind sehr jung.

Gestern habe ich an einem Schnorchelausflug zu Panamas größter Insel Coiba teilgenommen. Dort befand sich bis in die Mitte der neunziger Jahre Panamas berüchtigtstes Gefängnis. Heute ist Coiba unbewohnt, von dichtem Dschungel überwachsen und Weltnaturerbe.

Wenn ich den Globus richtig vor Augen habe, könnte man hier die Segel westwärts setzen und würde erst in Mikronesien oder auf den Philippinen wieder auf Land stoßen.

So weit zieht es die Surfer nicht hinaus. Diese Sportart scheint viel Geduld zu erfordern. Soeben habe ich den ersten überzeugenden Ritt gesehen. Ansonsten vergeht die Zeit mit Warten, Paddeln und Stürzen.

Leider habe ich gestern auf der Insel meine bewährten leichten Schuhe vergessen. Es gibt dort aggressive Giftschlangrn, und da wollte ich die kurze Wanderung nicht in Flipflops antreten. Ich bemerkte den Verlust 15 Minuten nach Abfahrt. Der Schiffer war nicht bereit zurückzufahren. Heute hieß es, die Ranger hätten keine Schuhe gefunden. Es gibt Schlimmeres, aber man muss hier doch sehr auf der Hut sein.

Überhaupt zeichnen sich viele Panamaer nicht gerade durch große Freundlichkeit aus. Das war in Costa Rica und vor allem in Kuba völlig anders.

Es gibt über 200000 indigene Einwohner, die zwei weglose Provinzen selbst verwalten. Die Frauen der beiden größten Gruppen, Ngöbe-Buglé und Guna, tragen häufig noch traditionelle Kleidung. Viele leben von Subsistenzwirtschaft, die Männer verdingen sich zusätzlich für Saisonarbeiten wie die Kaffeeernte.

Dann gibt es noch zwei Personengruppen, bei denen sich die Frage stellt: Woher kommt das Geld?

Die harmlose Gruppe sind die allenfalls Achtzehnjährigen, die in großer Zahl in Mittelamerika unterwegs sind. Fast immer sind sie weiblich, meist reisen sie zu zweit.

Weniger sichtbar, aber einflussreicher sind die Kolumbianer, die alles mögliche aufkaufen: einen Hafen in Costa Rica,zwei Banken hier, und wenn die Mittel nicht in dieser Größenordnung vorhanden sind, wird auch eine Servicefirma für italienische Espressomaschinen nicht verschmäht.

Damit wäre ich bei den Italienern. Auch sie scheinen hier zahlreich zu sein. Zurzeit wohne ich in Francescos Ökolodge. Die besteht aus vier mindestens 8 m hohen Bambusbungalows, die an afrikanische Hütten erinnern. Der Bambus musste importiert werden ,aus Kolumbien. Das Ganze ist eine schöne Idee, aber auch die sinnreichen Belüftungseinrichtungen und die große Raumhöhe reichen nicht aus, um eine erträgliche Raumtemperatur herzustellen. Zum Glück kann der Neapolitaner hervorragend kochen.

Gelegentlich sieht man Schilder mit der Aufschrift “Brahmanes“. Dort wohnen dann keine hochkastigen Inder. Vielmehr befindet sich ein Viehmarkt in der Nähe, auf dem die tropenfesten weißen indischen Buckelrinder gehandelt werden. Sie finden hier bestimmt eine nützlichere Verwendung als im Herkunftsland.

23. April

Heute bin ich nach Panama-Stadt zurückgekehrt. Nirgends habe ich so viele Pelikane gesehen wie von der hiesigen Uferpromenade aus.

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