Gestern - Sonntag - bin ich mit dem Bus ein Stück in die Kanalzone hineingefahren. Im Bus waren etliche junge Frauen mit kleinen Kindern. Sie stiegen nicht am Zoo aus, wie ich vermutet hatte, sondern erst ein Stück weiter mitten im Wald. Dort war das Gefängnis.
Heute ist der letzte heiße Tag auf meiner Reise. Ich bin schon um fünf aufgestanden, um um 7:15 den einzigen Personenzug zu erwischen, der die Kanalzone durchfährt. Das ist in einer Stunde bewältigt und kostet 25 Dollar. Interessanterweise wurde exakt derselbe Preis auch schon von den US-Goldsuchern verlangt, die diese Linie nach ihrer Eröffnung im Jahr 1855 nutzten, um zu den Claims nach Kalifornien zu gelangen. Ein wohl weltweit einmaliger Fall von Preisstabilität.
Man sitzt in einem Waggon mit Panoramaverglasung. Mal sieht man dichten Dschungel, mal den Kanalstausee, . mal die großen Schiffe - wenn man das alles denn sehen will. Die Chinesinnen hatten alle den gleichen Panamahut gekauft und fotografierten sich vor Abfahrt vor der Lok. Damit hatten sie genug Nachweise gesammelt und wandten sich während der Fahrt dem Kartenspiel zu. Der Amerikaner, der am meisten gedrängelt hatte, schlief umgehend ein. Andere spielten auf dem Handy oder zeigten Fotos aus Polynesien herum.
Die eindrucksvolle Fahrt endete in Colón, dem heruntergekommenen Hafen an der karibischen Kanalzufahrt. Schnell fuhr ich weiter nach Portobelo. Auch hier ist der italienische Einfluss auffindbar. Nachdem die Spanier zwei andere Häfen aufgeben mussten, beauftragte Philipp II. den Festungsbaumeister Antonelli mit der Suche nach einem geeigneteren Ort. Trotz massiver Befestigungen konnte aber auch Portobelo den englischen Freibeutern nicht standhalten. Eine großen Teil der Steine verwendeten die Amerikaner später für den Bau eines gigantischen Wellenbrechers vor der Kanalzufahrt. Was übrig geblieben ist, hat es immerhin zum Weltkulturerbe geschafft.
Außerdem gibt es hier eine schwarze Christusfigur, die der spanischstämmige Klerus lange loszuwerden versuchte.
Hier - fast am Ende der Straße - hatte der Lonely Planet vietnamesische Nudelsuppe versprochen. Die gibt es auch, allerdings zu einem horrenden Preis. Ich habe daraufhin lieber nochmal zum Ceviche gegriffen. -
Von den Panama-Papieren ist in Land zwar die Rede, die Hauptthemen sind aber andere. Zum einen geht es immer wieder um die kubanischen und afrikanischen Flüchtlinge, die an der Grenze zwischen Costa Rica und Panama festsitzen. Ein weiteres wichtiges Thema ist der ausbleibende Regen. Heute wurde gemeldet, dass bereits eine Million Kubaner von Wassermangel bedroht sind. Seit 115 Jahren hat es dort nie so wenig geregnet wie in diesem Jahr.
Den üppigen Wäldern hier sieht man den Wassermangel noch nicht an. Sie haben bei mir einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlassen, besonders im Vergleich zu den geschundenen Landschaften, die wir in Indien gesehen haben.
An den drei Tagen in Bogotá werde ich wohl nicht mehr zum Schreiben kommen, so dass dieser Eintrag vermutlich der letzte sein wird.
Meinem gestrigen Zoobesuch verdanke ich die besonders knifflige letzte Quizfrage:
In welchem Shakespeare-Drama wird der nachfolgend abgebildete Nationalvogel Panamas erwähnt?
A. Hamlet
B. Macbeth
C. Othello
D. Richard III.
Beste Grüße
Hans
Entre Dos Aguas (1976)