Montag, 25. April 2016

Entre Dos Aguas



Gestern - Sonntag - bin ich mit dem Bus ein Stück in die Kanalzone hineingefahren. Im Bus waren etliche junge Frauen mit kleinen Kindern. Sie stiegen nicht am Zoo aus, wie ich vermutet hatte, sondern erst ein Stück weiter mitten im Wald. Dort war das Gefängnis.

Heute ist der letzte heiße Tag auf meiner Reise. Ich bin schon um fünf aufgestanden, um um 7:15 den einzigen Personenzug zu erwischen, der die Kanalzone durchfährt. Das ist in einer Stunde bewältigt und kostet 25 Dollar. Interessanterweise wurde exakt derselbe Preis auch schon von den US-Goldsuchern verlangt, die diese Linie nach ihrer Eröffnung im Jahr 1855 nutzten, um zu den Claims nach Kalifornien zu gelangen. Ein wohl weltweit einmaliger Fall von Preisstabilität.

Man sitzt in einem Waggon mit Panoramaverglasung. Mal sieht man dichten Dschungel, mal den Kanalstausee, . mal die großen Schiffe - wenn man das alles denn sehen will. Die Chinesinnen hatten alle den gleichen Panamahut gekauft und fotografierten sich vor Abfahrt vor der Lok. Damit hatten sie genug Nachweise gesammelt und wandten sich während der Fahrt dem Kartenspiel zu. Der Amerikaner, der am meisten gedrängelt hatte, schlief umgehend ein. Andere spielten auf dem Handy oder zeigten Fotos aus Polynesien herum.




Die eindrucksvolle Fahrt endete in Colón, dem heruntergekommenen Hafen an der karibischen Kanalzufahrt. Schnell fuhr ich weiter nach Portobelo. Auch hier ist der italienische Einfluss auffindbar. Nachdem die Spanier zwei andere Häfen aufgeben mussten, beauftragte Philipp II. den  Festungsbaumeister Antonelli mit der Suche nach einem geeigneteren Ort. Trotz massiver Befestigungen konnte aber auch Portobelo den englischen Freibeutern nicht standhalten. Eine großen Teil der Steine verwendeten die Amerikaner später für den Bau eines gigantischen Wellenbrechers vor der Kanalzufahrt. Was übrig geblieben ist, hat es immerhin zum Weltkulturerbe geschafft.

Außerdem gibt es hier eine schwarze Christusfigur, die der spanischstämmige Klerus lange loszuwerden versuchte.

Hier - fast am Ende der Straße - hatte der Lonely Planet vietnamesische Nudelsuppe versprochen. Die gibt es auch, allerdings zu einem horrenden Preis. Ich habe daraufhin lieber nochmal zum Ceviche gegriffen. -

Von den Panama-Papieren ist in Land zwar die Rede, die Hauptthemen sind aber andere. Zum einen geht es immer wieder um die kubanischen und afrikanischen Flüchtlinge, die an der Grenze zwischen Costa Rica und Panama festsitzen. Ein weiteres wichtiges Thema ist der ausbleibende Regen. Heute wurde gemeldet, dass bereits eine Million Kubaner von Wassermangel bedroht sind. Seit 115 Jahren hat es dort nie so wenig geregnet wie in diesem Jahr.

Den üppigen Wäldern hier sieht man den Wassermangel noch nicht an. Sie haben bei mir einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlassen, besonders im Vergleich zu den geschundenen Landschaften, die wir in Indien gesehen haben.

An den drei Tagen in Bogotá werde ich wohl nicht mehr zum Schreiben kommen, so dass dieser Eintrag vermutlich der letzte sein wird.

Meinem gestrigen Zoobesuch verdanke ich die besonders knifflige letzte Quizfrage:

In welchem Shakespeare-Drama wird der nachfolgend abgebildete Nationalvogel Panamas erwähnt?

A.  Hamlet

B.  Macbeth

C.   Othello

D. Richard III.







Beste Grüße
Hans

Entre Dos Aguas (1976)






Samstag, 23. April 2016

Menschen und Tiere in Panama


22. April

Vielleicht ist es aufgefallen, dass in meinem Blog nur wenig über die drei Wochen in Costa Rica steht. Das hat nichts damit zu tun, dass es mir dort nicht gefallen hätte. Aber es war halt eine Gruppenreise. Wir hatten ein dichtes Programm, und abends haben wir meist noch nach dem Abendessen zusammengesessen. Meist war dann auch noch unser Reiseleiter Serafino dabei, der dann die Fragen beantwortete, die sich im Lauf des Tages ergeben hatten. Da blieb dann keine Zeit mehr zum Schreiben.
Wäre ich auf eigene Faust gereist, hätte ich in der gleichen Zeit nur einen Bruchteil der Nationalparks gesehen und mit Sicherheit viel weniger über Tiere, Pflanzen, Land und Leute erfahren. Deshalb bin ich insgesamt mit der Entscheidung für die Gruppenreise sehr zufrieden. Wesentlich dazu beigetragen haben die angenehme Gruppe und der überaus engagierte Reiseleiter.
Auf der anderen Seite stelle ich fest, dass mir die Reisetage, an denen ich in Kuba und Panama allein unterwegs war, deutlich präsenter sind als die in Costa Rica. Das hat vermutlich zwei Gründe: in jenen beiden Ländern habe ich mir die einzelnen Ziele bewusst ausgesucht, und ich konnte überall so lange verweilen, wie es meinem Rhythmus entspach.-

Heute verbringe ich noch einen ruhigen Tag auf einer Terrasse über dem Pazifik. Zum Abschluss der Reise geht es dann in die Metropolen Panamá und Bogotá. Hier in Santa Catalina hebe ich den Altersdurchschnitt erheblich. Überwiegend kommen Surfer hierher, und die sind sehr jung.

Gestern habe ich an einem Schnorchelausflug zu Panamas größter Insel Coiba teilgenommen. Dort befand sich bis in die Mitte der neunziger Jahre Panamas berüchtigtstes Gefängnis. Heute ist Coiba unbewohnt, von dichtem Dschungel überwachsen und Weltnaturerbe.

Wenn ich den Globus richtig vor Augen habe, könnte man hier die Segel westwärts setzen und würde erst in Mikronesien oder auf den Philippinen wieder auf Land stoßen.

So weit zieht es die Surfer nicht hinaus. Diese Sportart scheint viel Geduld zu erfordern. Soeben habe ich den ersten überzeugenden Ritt gesehen. Ansonsten vergeht die Zeit mit Warten, Paddeln und Stürzen.

Leider habe ich gestern auf der Insel meine bewährten leichten Schuhe vergessen. Es gibt dort aggressive Giftschlangrn, und da wollte ich die kurze Wanderung nicht in Flipflops antreten. Ich bemerkte den Verlust 15 Minuten nach Abfahrt. Der Schiffer war nicht bereit zurückzufahren. Heute hieß es, die Ranger hätten keine Schuhe gefunden. Es gibt Schlimmeres, aber man muss hier doch sehr auf der Hut sein.

Überhaupt zeichnen sich viele Panamaer nicht gerade durch große Freundlichkeit aus. Das war in Costa Rica und vor allem in Kuba völlig anders.

Es gibt über 200000 indigene Einwohner, die zwei weglose Provinzen selbst verwalten. Die Frauen der beiden größten Gruppen, Ngöbe-Buglé und Guna, tragen häufig noch traditionelle Kleidung. Viele leben von Subsistenzwirtschaft, die Männer verdingen sich zusätzlich für Saisonarbeiten wie die Kaffeeernte.

Dann gibt es noch zwei Personengruppen, bei denen sich die Frage stellt: Woher kommt das Geld?

Die harmlose Gruppe sind die allenfalls Achtzehnjährigen, die in großer Zahl in Mittelamerika unterwegs sind. Fast immer sind sie weiblich, meist reisen sie zu zweit.

Weniger sichtbar, aber einflussreicher sind die Kolumbianer, die alles mögliche aufkaufen: einen Hafen in Costa Rica,zwei Banken hier, und wenn die Mittel nicht in dieser Größenordnung vorhanden sind, wird auch eine Servicefirma für italienische Espressomaschinen nicht verschmäht.

Damit wäre ich bei den Italienern. Auch sie scheinen hier zahlreich zu sein. Zurzeit wohne ich in Francescos Ökolodge. Die besteht aus vier mindestens 8 m hohen Bambusbungalows, die an afrikanische Hütten erinnern. Der Bambus musste importiert werden ,aus Kolumbien. Das Ganze ist eine schöne Idee, aber auch die sinnreichen Belüftungseinrichtungen und die große Raumhöhe reichen nicht aus, um eine erträgliche Raumtemperatur herzustellen. Zum Glück kann der Neapolitaner hervorragend kochen.

Gelegentlich sieht man Schilder mit der Aufschrift “Brahmanes“. Dort wohnen dann keine hochkastigen Inder. Vielmehr befindet sich ein Viehmarkt in der Nähe, auf dem die tropenfesten weißen indischen Buckelrinder gehandelt werden. Sie finden hier bestimmt eine nützlichere Verwendung als im Herkunftsland.

23. April

Heute bin ich nach Panama-Stadt zurückgekehrt. Nirgends habe ich so viele Pelikane gesehen wie von der hiesigen Uferpromenade aus.

Freitag, 15. April 2016

Offshore - auf der Kolumbus-Insel



Die Gruppenreise durch Costa Rica mit ihrem doch sehr dichten Programm ist beendet. Am Dienstag habe ich mich von meinen Reisegefährten verabschiedet und mich auf den Weg zurück nach Panama gemacht. ImBus bekamen wir laminierte Merkblätter für den Grenzübertritt, und das war auch notwendig: Ausreisegebühr bezahlen - mit der Quittung den Ausreisestempel abholen - zu Fuß über die Brücke - Einreisegebühr in Panama- Einreisestempel abholen - endlich den panamaischen Bus besteigen.

Jetzt bin ich auf der Isla Colón im Bocas-del-Toro-Archipel. Dort drüben, wo heute eine Disco lärmt,




ließ Kolumbus auf seiner letzten Reise im Oktober 1502 die Schiffe auf die Seite legen, zwecks Generalüberholung vor der Rückreise.

 Der überwiegende Teil der Bevölkerung hier ist indianischen Ursprungs und gehört zu einer ethnischen Gruppe, bei der prktisch kein Hals erkennbar ist. Hinzu kommen die Nachfahren jamaikanischer Sklaven. Sie sprechen unter sich in einem kreolischen Dialekt. Alle Supermärkte gehören Chinesen. Das war auch in Costa Rica schon so. Beim Gang über den Friedhof sieht man viele Namen von anderen Zuwanderern, was mich in dieser entlegenen Weltgegend ziemlich überrascht hat.





Heute kommen Aussteiger aus Europa und Nordamerika hinzu, die dasTourismusgeschäft auf den Inseln weitgehend beherrschen. Mein erstes Zimmer wurde von einer jungen Holländerin verwaltet. Es war schlecht und teuer. Jetzt wohne ich bei einem älteren sardischen Ehepaar.

Landschaftlich ist es hier unfassbar schön. Mangroven wechseln sich mit wunderbaren Stränden ab, im Hintergrund sieht man die hohen und dicht bewaldeten Berge auf dem Festland. Bilder davon gibts später. Ich hatte die Kamera am Strand nicht dabei, weil im Dickicht dahinter gern Diebe lauern. Hier ein Foto vom gestrigen Bootsausflug.



Auch auf dieser Reise habe ich mich einem örtlichen Friseur anvertraut.



Selbstverständlich behielt der Meister die Sonnenbrille auch während des Schnitts auf.

Samstag, 2. April 2016

Auf der Suche nach dem geheimnisvollen Scharniervogel



Ich hatte auch die Überschriften “Der Regenwald als Produkt“ und “Springbreak im Dschungel“ erwogen, aber das klingt natürlich ziemlich negativ und überhaupt nicht nach Abenteuer.

Nach Costa Rica reisen viele wegen der Strände, andere - wie ich - wegen des Naturerlebnisses. Fast 30% der Landesfläche bestehen aus Schutzgebieten. Darunter sind einige große Nationalparks, in denen nur die Randgebiete zugänglich sind. Nicht klar war mir bei der Abreise, dass es daneben noch eine ganze Reihe von Naturschutzgebieten in Privatbesitz gibt. Diese sind oft nur wenige km² groß und an den Rändern mit Attraktionen aller Art (Canopy, Terrarien, heiße Quellen mit Luxusambiente usw.) zugepflastert. Die Nachtwanderung im kleinen Bergdorf Monteverde z. B. wurde von mindestens vier Betreibern angeboten, denen jeweils ein kleines Waldstück gehörte. Zusammen mit mehreren US-Schülergruppen auf Springbreak-Reise betraten wir die Parzelle. Per Funk verständigten sich die Führer, wenn irgendwo ein nachtaktives Tier gesichtet wurde. Hundegebell aus dem Dorf und Straßenverkehr waren die ganze Zeit zu hören.

Das war nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. Es soll sich halt auch hier auszahlen, den Regenwald zu erhalten. So wird der Ökotourismus zum Massenpkänomen, aber der Urwald zumindest nicht zur Rinderweide oder Ölpalmenplantage.

Zum Glück ist es nicht überall überlaufen. Am Folgetag fuhren wir nur ein paar km weiter und trafen in einem Bergnebelwald nur auf wenige andere Besucher.

Sehr beeindruckend ist, wie schnell sich die Vegetationszonen ändern, auch dann, wenn man in der gleichen Höhenlage bleibt. In den meisten Zonen gibt es gewaltige Bäume, entweder sehr hoch oder mit riesig breiten Kronen. In den feuchten Wäldern sind die Bäume unfassbar dicht mit Moosen, Lianen, Bromelien und anderen Pflanzen bewachsen.


Die Tiere des Waldes hört man fast immer, man sieht sie aber eher selten. Mein Nacken ist schon ziemlich verspannt, weil der Blick natürlich immer wieder nach oben geht. Gelegentlich finden sich Brüllaffen oder ein Faultier, aber vor allem ist der Reichtum an Vögeln bestechend. Immer wieder hört man z. B. einen Vogel, der ein Geräusch wie ein quietschendes Scharnier ausstößt. Deahalb wird er hier Scharniervogel genannt, auf Deutsch heißt er seltsamerweise Glockenvogel. Schwer zu sichten, aber es ist mir gelungen:



Dann gibt es noch den großen Morpho-Schmetterling, den ich bisher nur zusammengefaltet fotografieren konnte. Innen ist er leuchtend blau.



Heute gibt es ein Rätsel für die Musikinteressierten:

Welcher Staat hat die abgebildete Büste vor dem Nationaltheater in San José gestiftet?



A.  Spanien

B.  Polen

C.  DDR

D.  Niederlande