Dienstag, 23. September 2008

Uluru

Hallo,

eine Woche ist vergangen, und es gibt wieder einiges zu berichten.

Am vergangenen Mittwoch bin ich von Brisbane nach Alice Springs geflogen. Das war eine sehr eindrucksvolle Strecke. Man fliegt ueber Wueste. Mittendrin aber sind riesige, ausgetrocknete Flusssysteme. Die einzelnen Arme heben sich schwarz vom Hintergrund ab. In der Simpson-Wueste gibt es dann endlose rote Sandduenen. Sie sehen aus wie mit dem LIneal gezogen. Offensichtlich blaest der Wind immer aus der gleichen Richtung.

Alice Springs breitet sich zu beiden Seiten des Todd River aus. Auch dieses Flussbett ist aber praktisch immer trocken. Mit 27000 Einwohnern ist es die zweitgroesste Stadt des Northern Territory. Dieser Bundesstaat hat 200000 Einwohner auf 1,3 Mill. km2. Bitte merkt euch die letzte Zahl fuer einen Moment.

Viele der Einwohner sind Aboriginals. Im Zentrum von Alice gibt es viele Galerien, in denen Aboriginal-Gemaelde in einer typischen Punkttechnik gezeigt und verkauft werden. Viele Ureinwohner machen allerdings einen sehr aermlichen Eindruck - und einen unbeschaeftigten. Ich haette noch einen Tag in Alice mehr gebraucht, um etwas ueber ihre heutige Lebenssituation herauszufinden. Erschreckend fand ich in jedem Fall, dass sie erst seit 1967 (!) als australische Buerger gelten. Vorher hatten sie keinerlei Rechte.

Zum Schulwesen in Alice: Hauptattraktion ist die School of the Air. Seit 50 Jahren werden mit ihrer Hilfe Kinder im OUtback unterrichtet, in der Regel isolierte weisse Farmkinder. Z. Zt. gibt es 120 Schueler auf der o. g. Flaeche, die von 10 Lehrkraeften unterrichtet werden. Auf jeder Farm muss eine verantwortliche Person gestellt werden. Das ist oft ein Elternteil, es kann sich aber auch um Lehramtsstudenten im Praktikum handeln. Seit 2006 gibt es keine Radiosendungen mehr. Alles laeuft ueber das Internet. Jeder Schueler hat bis zu einer Stunde taeglich 1 zu 1 Kommunikation mit seinem Lehrer, die erledigten Aufgaben werden jeweils eingescannt. Viermal im Jahr werden die Schueler fuer eine Woche in Alice versammelt. Dann finden Aktivitaten statt, die vor allem ihr Sozialverhalten foerdern sollen.

Zu Anfang gab es einen einfuehrenden Vortrag. Ausser mir waren praktisch nur Schueler aus dem Sueden auf Klassenfahrt anwesend. Die 1,3 Mill. m2 Sendegebiet wurden verschiedenen Vergleichen unterzogen. Erschreckt fuhr ich auf, als behauptet wurden, es sei sechs Mal so gross wie Deutschland. Zunaechst dachte ich: "Hans, du bist im Sabbatjahr, lass sie einfach reden!" Aber dann sah ich all die jungen Menschen vor mir, die derart fehlinformiert nach Melbourne zurueckkehren wuerden. So nahm ich die Kollegin denn nach dem Vortrag diskret beiseite und erklaerte ihr, dieser Vergleich sei zwar bis zur Wiedervereinigung korrekt gewesen, danach aber haettten sich die Groessenverhaeltnisse geaendert. "Oh ja, ich erinnere mich", antwortete sie, "da warn doch damals die ganzen Bilder von dieser Maueroeffnung im Fernsehen, nicht wahr?" Sie war dann flugs bereit, in Zukunft nur noch von der dreifachen Groesse auszugehen.

Interessant vielleicht, dass es in Alice auch eine Rudolf Steiner Schule gibt.

Am naechsten Tag besuchte ich die ehemalige Mission Hermannsburg, die von Lutheranern aus der Lueneburger Heide gegruendet wurde. Sie brachte Albert Namatjira hervor, den ersten bedeutenden Aborigine-Maler. Er war der einzige, der bereits vor 1967 die Buergerrechte erhielt.

Anschliessend habe ich an einer dreitaegigen Bustour zu den drei Hauptsehenswuerdigkeiten im Zentrum teilgenommen: Uluru (frueher Ayers Rock), Kata Tjuta (frueher Olgas) und Kings Canyon. Letzterer muss jetzt eigentlich Watarrka genannt werden. Das tun die Tour Guides aber nicht. Offensichtlich sind die weissen Australier doch eingefleischte Royalisten.

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