Hallo,
auch dieser Beitrag bleibt leider bildlos. Inzwischen habe ich die Fotos der letzten Wochen auf DVD brennen lassen. Leider aber liest das Laufwerk hier nur CDs.
In Phnom Penh haben wir uns den Koenigspalast angesehen, d. h. die zugaenglichen Teile. Dabei handelt es sich um die Kroenungshalle und um die Silberpagode. In letzterer / der Name legt es nahe - ist der Fussboden mit Silberfliesen belegt. In der Mitte thront ein massivgoldener Buddha, der ueber und ueber mit Edelsteinen besetzt ist.
Der Koenig heisst Sihamoni und ist der zweite Sohn des langjaehrigen Regenten und Raenkespielers Sihanouk. Sein aeltester Sohn kam als Regent nicht in Frage, da ihm eine der drei kambodschanischen Parteien gehoert.
Ausserdem waren wir im Nationalmuseum, das eine grosse Zahl bedeutender Khmer-Skulpturen aufweist.
Nach reiflicher Ueberlegung bin ich auch noch im Tuol-Sleng-Gefaengnis gewesen. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Schule, die von den Roten Khmer in ein Gefaengnis umgewandelt wurde. Zehntausende von Gefangenen wurden dort verhoert und gefoltert, bevor sie vor den Toren der Stadt auf den sog. Killing Fields bestialisch umgebracht wurden. Im Museum gibt es Fotos von Opfern, darunter viele Kinder. Die winzigen Einzelzellen sind zu sehen. Hier wie auch in den weiteren Gedenkstaetten im Land werden darueber hinaus Gebeine der Ermordeten ausgestellt. Da konnte ich dann immer nur schnell weitergehen. Es war einfach zu furchtbar.
In diesem armen Land kommt noch hinzu, dass Touren zu den Gedenkstaetten angeboten werden wie eine Fahrt zu einer x-beliebigen Attraktion. In Phnom Penh wurde an jeder Ecke gerufen:"Hey, Sir, you want motobike to Killing Fields?" In der Gegend um Battambang waren es Kinder, die einen zu den aufgeschichteten Schaedeln fuehren wollten, um dadurch einen Dollar zu verdienen. -
Battambang ist die zweitgroesste Stadt Kambodschas. Dort gibt es noch ganze Strassenzuege mit franzoesischen Kolonialbauten. Mit Fahrrad und der Hilfe einheimischer Motorradfahrer erkundeten wir die Umgebung.
Gestern sind wir von Battambang mit einem Schiff hierher nach Siem Reap gefahren. Ein zweifelhaftes Vergnuegen: das Boot wurde voellig ueberladen. Zahlreiche Fahrgaeste, die ebenso wie wir 20 $ bezahlt hatten, wurden auf dem Dach untergebracht, wodurch das Gefaehrt immer wieder bedenklich schaukelte. Zuerst ging es ueber einen schmalen Fluss an Stelzenhaeusern vorbei, dann auf einem Kanal, der nicht breiter war als das Schiff selbst, durch die endlosen Suempfe am Westende des Tonle-Sap-Sees. Nach acht Stunden kamen wir endlich an. Zwar hatten wir eine ganz besondere amphibische Landschaft gesehen, waren am Ende aber reichlich gestresst.
Siem Reap ist der Ausgangspunkt fuer die Angkor-Tempel. Der Tourismus boomt, und auch diese Stadt ist eine einzige Baustelle, so dass sie unter einer dicken Staubschicht liegt.
Heute Morgen radelten wir in einem stinkenden Konvoi von Motorradtaxis zu den Tempeln. Man koennte Busse einsetzen, aber das wuerde Arbeitsplaetze kosten. Heute haben wir die beiden Haupttempel gemieden, es gibt genug andere.Besonders eindrucksvoll ist einer, den man bewusst nicht vom Dschungel befreit hat. Hier sind dir Ruinen von gewaltigen Baeumen ueberwuchert - wenn ich doch nur Bilder hochladen koennte!
Kambodscha insgesamt war das haerteste der Laender, die ich auf dieser Tour bereist habe. Das liegt zum einen an der schrecklichen Vergangenheit. Man erfaehrt z. B. nicht, wo all die Schergen der Roten Khmer verblieben sind. Die fuehrenden Koepfe sind bis heute nicht verurteilt. Es gibt viele Krueppel, viele Bettler. Reichtum wird in z. T. obszoener Weise zur Schau gestellt. Wer es wirklich zu etwas gebracht hat, faehrt seinen Lexus-Gelaendewagen ohne Nummernschild. Vor allem aber ist keine Entwicklung erkennbar. Unterwegs sahen wir nur ein paar Textilfabriken. Diese waren von hohen Mauern umgeben und hatten Wachttuerme. Die Schulabschluesse werden verkauft, Jobs ebenso. Unter solchen Bedingungen ist natuerlich nahezu ausgeschlossen, dass die vorhandenen Stellen mit faehigen Leuten besetzt werden.
Jetzt bleiben noch drei weitere Tage fuer die Tempel, und dann ist auch diese lange Reise zu Ende. Ich gruesse euch ganz herzlich, wuensche euch alles Gute fuer 2009 und sage:
Bis bald!
Hans
Dienstag, 30. Dezember 2008
Samstag, 27. Dezember 2008
Monarchie und Alltag
Von Vinh Long aus machten wir einen Tagesausflug nach Sa Dec. Dort kann man heute noch das Haus besichtigen in dem der Liebhaber aus dem gleichnamigen Roman von Marguerite Duras wohnte.
Am Folgetag verliessen wir schweren Herzens das Zimmer in Vinh Long mit der wunderbaren Aussicht und machten uns auf den Weg in den Grenzort Chau Doc. Dies war nicht einfach. Seit es eine Bruecke ueber den Mekong gibt, ist Vinh Long vom ueberoertlichen Busverkehr abgehaengt, und wir mussten die Strecke in mehreren Etappen zuruecklegen. Der letzte Busfahrer war ein verrueckter Raser, so dass wir gestresst in Chau Doc ankamen. Am naechsten Tag radelten wir zum Berg Sam. Der ist immerhin etwas ueber 200 m hoch. Hinauf fuehrte eine ueberraschend steile Strasse, so dass wir die Raeder ueberwiegend schieben mussten. Oben gab es dann eine fantastische Aussicht. In Vietnam war jeder Quadratmeter fuer Reisfelder genutzt, drueben in Kambodscha sah es eher nach menschenleerem Sumpf aus.
Mit einem kleinen Schiff machten wir uns dann auf den Weg nach Phnom Penh. Dabei besuchten wir eine der Fischfarmen, die in dieser Gegend sehr zahlreich sind. Hier werden vor allem Tilapia-Filets erzeugt, wie sie auch bei uns an jeder Fischtheke zu finden sind. Die Farmer bauen sich schwimmende Haeuser, die Fische werden praktischerweise in Kaefigen direkt unter dem Fussboden gehalten, 30 bis 100 Welse pro Kubikmeter.
An der Grenze warteten wir eine Stunde in einem schaebigen Restaurant. Dann war der Papierkram erledigt, und wir wechselten auf ein kambodschanisches Schiff. Unmittelbar hinter der Grenze fiel deutlich ins Auge, dass Kambodscha wesentlich duenner besiedelt ist als Vietnam.
In Phnom Penh fliessen der Mekong und der Tonle Sap zusammen, um sich nach wenigen hundert Metern wieder zu trennen. Daher hat man von der Riverfront aus eine einzigartige Aussicht.
Nach einer enttaeuschenden ersten Unterkunft quartierten wir uns in einem schoenen Kolonialhotel direkt gegenueber dem Koenigspalast ein. Wir hatten Ruhe, eine wunderbare Aussicht und trotzdem ein bezahlbares Zimmer! Erst am zweiten Tag entdeckten wir, dass in einem Kaefig im Park ein gewaltiger Python gehalten wurde. Wenn das der Koenig wuesste!
In Phnom Penh fallen sofort die starken sozialen Gegensaetze ins Auge. Anders als in Vietnam gibt es viele Privat-PKW, meist grosse Limousinen und teure Gelaendewagen. Auf der anderen Seite sieht man viele verkrueppelte Menschen und etliche, die offensichtlich auf der Strasse leben.
Am Folgetag verliessen wir schweren Herzens das Zimmer in Vinh Long mit der wunderbaren Aussicht und machten uns auf den Weg in den Grenzort Chau Doc. Dies war nicht einfach. Seit es eine Bruecke ueber den Mekong gibt, ist Vinh Long vom ueberoertlichen Busverkehr abgehaengt, und wir mussten die Strecke in mehreren Etappen zuruecklegen. Der letzte Busfahrer war ein verrueckter Raser, so dass wir gestresst in Chau Doc ankamen. Am naechsten Tag radelten wir zum Berg Sam. Der ist immerhin etwas ueber 200 m hoch. Hinauf fuehrte eine ueberraschend steile Strasse, so dass wir die Raeder ueberwiegend schieben mussten. Oben gab es dann eine fantastische Aussicht. In Vietnam war jeder Quadratmeter fuer Reisfelder genutzt, drueben in Kambodscha sah es eher nach menschenleerem Sumpf aus.
Mit einem kleinen Schiff machten wir uns dann auf den Weg nach Phnom Penh. Dabei besuchten wir eine der Fischfarmen, die in dieser Gegend sehr zahlreich sind. Hier werden vor allem Tilapia-Filets erzeugt, wie sie auch bei uns an jeder Fischtheke zu finden sind. Die Farmer bauen sich schwimmende Haeuser, die Fische werden praktischerweise in Kaefigen direkt unter dem Fussboden gehalten, 30 bis 100 Welse pro Kubikmeter.
An der Grenze warteten wir eine Stunde in einem schaebigen Restaurant. Dann war der Papierkram erledigt, und wir wechselten auf ein kambodschanisches Schiff. Unmittelbar hinter der Grenze fiel deutlich ins Auge, dass Kambodscha wesentlich duenner besiedelt ist als Vietnam.
In Phnom Penh fliessen der Mekong und der Tonle Sap zusammen, um sich nach wenigen hundert Metern wieder zu trennen. Daher hat man von der Riverfront aus eine einzigartige Aussicht.
Nach einer enttaeuschenden ersten Unterkunft quartierten wir uns in einem schoenen Kolonialhotel direkt gegenueber dem Koenigspalast ein. Wir hatten Ruhe, eine wunderbare Aussicht und trotzdem ein bezahlbares Zimmer! Erst am zweiten Tag entdeckten wir, dass in einem Kaefig im Park ein gewaltiger Python gehalten wurde. Wenn das der Koenig wuesste!
In Phnom Penh fallen sofort die starken sozialen Gegensaetze ins Auge. Anders als in Vietnam gibt es viele Privat-PKW, meist grosse Limousinen und teure Gelaendewagen. Auf der anderen Seite sieht man viele verkrueppelte Menschen und etliche, die offensichtlich auf der Strasse leben.
Donnerstag, 18. Dezember 2008
TP. HCM
Hinter diesem Kuerzel verbirgt sich die groesste Stadt Vietnams. Kein Mensch schreibt Ho Chi Minh Stadt noch aus, aber offiziell wird auch nicht zu Saigon zurueckgekehrt.
In Hoi An habe ich den Plan aufgegeben, Vietnam ganz auf dem Landweg zu durchaqueren. Es blieb einfach zu wenig Zeit. Also fuhr ich 30 km zurueck nach Da Nang, um von dort nach TP HCM zu fliegen. Waehrend des Krieges war Da Nang einer der groessten US-Flugplaetze, am 30 km langen Strand bis Hoi An erholten sich die GIs. Heute laeuft dort eines der wohl gigantischten Entwicklungsprojekte Vietnams. Die gesamte Strandlaenge ist bereits in Grundstuecke fuer Resorts aufgeteilt. Wo man noch nicht mit dem Bau begonnen hat, steht zumindest eine Mauer. Daher ist der Strand von der Strasse aus fast nirgends mehr zu sehen. Da Nang selbst soll ein zweites Dubai werden, mit riesigen Hochhaeusern und einer kuenstlichen Insel.
Vier Tage Saigon haben ziemlich viel Energie gefressen. Ich kam abends an. Am naechsten Morgen wollte ich Helga abholen, daher erkundigte ich mich nach einem Flughafenbus. Treuherzig versicherten mir alle Ansprechpartner, es gebe keinen / nur Taxis. Schliesslich fand ich die Haltestelle. Sie war direkt vor dem Hotelportal.
Helgas Flug war puenktlich, die Wiedersehensfreude gross!
Nachmittags erkundeten wir die Innenstadt. Die ehemalige Rue Catinat heisst jetzt Strasse des Aufstandes, ist aber wieder die nobelste und teuerste Einkaufsmeile in Saigon geworden. Interessant war der Palast, den sich Machthaber Ngo Dinh Diem Anfang der 60er bauen liess. Eine Mischung aus hochwertiger moderner Architektur, sparsam eingesetzten asiatischen Elementen und ueberwiegend geschmackvoller Moeblierung. Allerdings erlebte Diem die Fertigstellung nicht mehr. Er war so unbeliebt geworden, dass er von seinen eigenen Militaers mit Unterstuetzung der USA ermordet wurde.
Sehenswerte Kolonialgebaeude sind die Hauptpost und die alte Oper. Ansonsten scheint es in Saigon weniger koloniale Bausubstanz zu geben als in Hanoi. Auch das Chinesenviertel Cholon ist nicht mehr sehr chinesischen, da viele Chinesen gefluechtet sind. Man findet dort aber noch eine Reihe chinesischer Pagoden.
Man kann nicht von Saigon sprechen, ohne ueber den Verkehr zu reden. Die Dunstglocke ist unglaublich. Es soll fuenf Millionen Motorraeder geben. Meist kommt man besser ueber die Strasse als erwartet, aber manchmal geht garnichts mehr. Eine solche Situation hatten wir nach dem Besuch im Zoo. An einer Kreuzung hatte sich alles verkeilt. Die Motorradfahrer benutzen dann natuerlich auch den Gehweg, um eine bessere Position zu erkaempfen. Fussgaenger gab es in dieser Gegend ausser uns keine. Irgendwie sind wir durchgekommen, es war aber furchtbar. Es geht aber auch anders: Den Versuch, den Hauptmarkt zu erreichen, wollten wir gerade aufgeben. Da sprang aus dem Nichts ein Polizist und geleitete uns sicher ueber die Strasse!
Am letzten Tag machten wir einen Tagesausflug auf den Spuren von Graham Greenes "Der stille Amerikaner". Eine Schluesselrolle in diesem Roman spielt die Cao Dai-Sekte und ihr Haupttempel in Tay Ninh. Dies ist ein riesiges, knallbuntes, ziemlich kitschiges Gebaeude. Mittags kann man der Messe zusehen. Die meisten Glaeubigen sind weiss gekleidet. Die gelb, blau und rot gewandeten Priester haben diese Farben nach Geisterbeschwoerungen errungen. Da die Regierung solche Seancen verboten hat (der Geisterglaube ist so tief verwurzelt, dass sie sich vermutlich vor den Ergebnissen fuerchtet), werden diese Farbgruppen wohl langsam aussterben. - Cao Dai ist im Delta immer noch eine bedeutende Religion. In jeder Stadt gibt es einen Tempel. Wir sahen hier auch ueberraschend viele christliche Kirchen.
Der zweite Teil des Ausflugs fuehrte zu den Cu Chi Tunneln. Mit Hilfe dieses Tunnelsystems trugen die Vietcong den Krieg bis vor die Tore Saigons. Es war bedrueckend, sich dieses jahrelange Leben unter der Erde vorzustellen, in Tunneln, die meist nur Kriechhoehe hatten. Fuer uns nicht nachvollziehbar bzw. aergerlich war aber, wie auch dieses historische Gelaende kommerzialisiert wird. Fuer immerhin 12 Euro kann man zehn Schuss Munition kaufen und dann mit automatischen Waffen beider Kriegsparteien in eine Sandgrube ballern. Etliche juengere Teilnehmer unserer Ausflugsgruppe nahmen dieses Angebot begeistert an.
Von Saigon aus flogen wir auf die Insel Phu Quoc, die von der Lage her zu Kambodscha gehoeren muesste. Anders als alles, was ich bisher von Vietnam gesehen hatte, ist sie fast voellig von Wald bedeckt. Und das soll auch so bleiben, denn der groesste Teil dieser Waelder wurde unter Schutz gestellt. Wir hatten eine tolle Unterkunft direkt am Strand, den wir mit recht wenigen Reisenden teilten. Schlimmer sah es unter Wasser aus. Bei einem Tauchgang sah ich zwar schoene Korallen, aber kaum Fische, und schon gar keine groesseren. Auf Phu Quoc gibt es Hunderte von Fischerbooten - und dazu eine beruehmte Fischsossenfabrik, die sicherlich Meeresgetier aller Arten und Groessen verwerten kann.
Jetzt sind wir im Mekong-Delta. Gestern haben wir von Can Tho aus eine Bootsfahrt ueber Flussarme, Kanaele und zu schwimmenden Maerkten unternommen. Heute sind wir in Vinh Long. Hier teilt sich einer der beiden Mekong-Hauptarme in drei weitere. Auf einer Radtour haben wir einige der dazwischen liegenden Inseln erkundet. Auf diesen Inseln gibt es keine Reisfelder. Vielmehr radelt man durch ueppige Obstgaerten. Im Moment werden gerade Litschis geerntet. Die meisten Wege auf den Inseln sind betoniert, aber nur einen guten Meter breit. Dadurch radelt man immer im Schatten der Baeume dahin. Nachmittags langten wir schliesslich am Hauptarm an und konnten die Aussicht ganz allein von der Terrasse eines einfachen Restaurants aus geniessen.
Auf Bilder muesst ihr heute leider verzichten. In diesem Internetcafe ist es drueckend heiss. Alle anderen Plaetze sind mit ballernden jungen Herren belegt, die zwischendurch auch mal gern eine rauchen. Mit anderen Worten: ich will hier raus!!
Allen, die es betrifft, wuensche ich einen schoenen Ferienbeginn!
Beste Gruesse
Hans
In Hoi An habe ich den Plan aufgegeben, Vietnam ganz auf dem Landweg zu durchaqueren. Es blieb einfach zu wenig Zeit. Also fuhr ich 30 km zurueck nach Da Nang, um von dort nach TP HCM zu fliegen. Waehrend des Krieges war Da Nang einer der groessten US-Flugplaetze, am 30 km langen Strand bis Hoi An erholten sich die GIs. Heute laeuft dort eines der wohl gigantischten Entwicklungsprojekte Vietnams. Die gesamte Strandlaenge ist bereits in Grundstuecke fuer Resorts aufgeteilt. Wo man noch nicht mit dem Bau begonnen hat, steht zumindest eine Mauer. Daher ist der Strand von der Strasse aus fast nirgends mehr zu sehen. Da Nang selbst soll ein zweites Dubai werden, mit riesigen Hochhaeusern und einer kuenstlichen Insel.
Vier Tage Saigon haben ziemlich viel Energie gefressen. Ich kam abends an. Am naechsten Morgen wollte ich Helga abholen, daher erkundigte ich mich nach einem Flughafenbus. Treuherzig versicherten mir alle Ansprechpartner, es gebe keinen / nur Taxis. Schliesslich fand ich die Haltestelle. Sie war direkt vor dem Hotelportal.
Helgas Flug war puenktlich, die Wiedersehensfreude gross!
Nachmittags erkundeten wir die Innenstadt. Die ehemalige Rue Catinat heisst jetzt Strasse des Aufstandes, ist aber wieder die nobelste und teuerste Einkaufsmeile in Saigon geworden. Interessant war der Palast, den sich Machthaber Ngo Dinh Diem Anfang der 60er bauen liess. Eine Mischung aus hochwertiger moderner Architektur, sparsam eingesetzten asiatischen Elementen und ueberwiegend geschmackvoller Moeblierung. Allerdings erlebte Diem die Fertigstellung nicht mehr. Er war so unbeliebt geworden, dass er von seinen eigenen Militaers mit Unterstuetzung der USA ermordet wurde.
Sehenswerte Kolonialgebaeude sind die Hauptpost und die alte Oper. Ansonsten scheint es in Saigon weniger koloniale Bausubstanz zu geben als in Hanoi. Auch das Chinesenviertel Cholon ist nicht mehr sehr chinesischen, da viele Chinesen gefluechtet sind. Man findet dort aber noch eine Reihe chinesischer Pagoden.
Man kann nicht von Saigon sprechen, ohne ueber den Verkehr zu reden. Die Dunstglocke ist unglaublich. Es soll fuenf Millionen Motorraeder geben. Meist kommt man besser ueber die Strasse als erwartet, aber manchmal geht garnichts mehr. Eine solche Situation hatten wir nach dem Besuch im Zoo. An einer Kreuzung hatte sich alles verkeilt. Die Motorradfahrer benutzen dann natuerlich auch den Gehweg, um eine bessere Position zu erkaempfen. Fussgaenger gab es in dieser Gegend ausser uns keine. Irgendwie sind wir durchgekommen, es war aber furchtbar. Es geht aber auch anders: Den Versuch, den Hauptmarkt zu erreichen, wollten wir gerade aufgeben. Da sprang aus dem Nichts ein Polizist und geleitete uns sicher ueber die Strasse!
Am letzten Tag machten wir einen Tagesausflug auf den Spuren von Graham Greenes "Der stille Amerikaner". Eine Schluesselrolle in diesem Roman spielt die Cao Dai-Sekte und ihr Haupttempel in Tay Ninh. Dies ist ein riesiges, knallbuntes, ziemlich kitschiges Gebaeude. Mittags kann man der Messe zusehen. Die meisten Glaeubigen sind weiss gekleidet. Die gelb, blau und rot gewandeten Priester haben diese Farben nach Geisterbeschwoerungen errungen. Da die Regierung solche Seancen verboten hat (der Geisterglaube ist so tief verwurzelt, dass sie sich vermutlich vor den Ergebnissen fuerchtet), werden diese Farbgruppen wohl langsam aussterben. - Cao Dai ist im Delta immer noch eine bedeutende Religion. In jeder Stadt gibt es einen Tempel. Wir sahen hier auch ueberraschend viele christliche Kirchen.
Der zweite Teil des Ausflugs fuehrte zu den Cu Chi Tunneln. Mit Hilfe dieses Tunnelsystems trugen die Vietcong den Krieg bis vor die Tore Saigons. Es war bedrueckend, sich dieses jahrelange Leben unter der Erde vorzustellen, in Tunneln, die meist nur Kriechhoehe hatten. Fuer uns nicht nachvollziehbar bzw. aergerlich war aber, wie auch dieses historische Gelaende kommerzialisiert wird. Fuer immerhin 12 Euro kann man zehn Schuss Munition kaufen und dann mit automatischen Waffen beider Kriegsparteien in eine Sandgrube ballern. Etliche juengere Teilnehmer unserer Ausflugsgruppe nahmen dieses Angebot begeistert an.
Von Saigon aus flogen wir auf die Insel Phu Quoc, die von der Lage her zu Kambodscha gehoeren muesste. Anders als alles, was ich bisher von Vietnam gesehen hatte, ist sie fast voellig von Wald bedeckt. Und das soll auch so bleiben, denn der groesste Teil dieser Waelder wurde unter Schutz gestellt. Wir hatten eine tolle Unterkunft direkt am Strand, den wir mit recht wenigen Reisenden teilten. Schlimmer sah es unter Wasser aus. Bei einem Tauchgang sah ich zwar schoene Korallen, aber kaum Fische, und schon gar keine groesseren. Auf Phu Quoc gibt es Hunderte von Fischerbooten - und dazu eine beruehmte Fischsossenfabrik, die sicherlich Meeresgetier aller Arten und Groessen verwerten kann.
Jetzt sind wir im Mekong-Delta. Gestern haben wir von Can Tho aus eine Bootsfahrt ueber Flussarme, Kanaele und zu schwimmenden Maerkten unternommen. Heute sind wir in Vinh Long. Hier teilt sich einer der beiden Mekong-Hauptarme in drei weitere. Auf einer Radtour haben wir einige der dazwischen liegenden Inseln erkundet. Auf diesen Inseln gibt es keine Reisfelder. Vielmehr radelt man durch ueppige Obstgaerten. Im Moment werden gerade Litschis geerntet. Die meisten Wege auf den Inseln sind betoniert, aber nur einen guten Meter breit. Dadurch radelt man immer im Schatten der Baeume dahin. Nachmittags langten wir schliesslich am Hauptarm an und konnten die Aussicht ganz allein von der Terrasse eines einfachen Restaurants aus geniessen.
Auf Bilder muesst ihr heute leider verzichten. In diesem Internetcafe ist es drueckend heiss. Alle anderen Plaetze sind mit ballernden jungen Herren belegt, die zwischendurch auch mal gern eine rauchen. Mit anderen Worten: ich will hier raus!!
Allen, die es betrifft, wuensche ich einen schoenen Ferienbeginn!
Beste Gruesse
Hans
Freitag, 5. Dezember 2008
My Son
Auch hier weihnachtet es inzwischen maechtig. Zumindest Hotels und Geschaefte stellen Plastikbaeume mit bunten Blinklichtern auf.
Die Flughafenbesetzung in Bangkok hat Helga und mich in den letzten Tagen maechtig auf Trab gehalten. Jetzt kann sie - fast ohne Mehrkosten - ueber Kuala Lumpur anreisen, und morgen treffen wir uns in Saigon. Endlich!
Gerade habe ich in der Online-FR eine Darstellung des Gesamtablaufs der Anschlaege in Bombay gelesen. Ich konnte das kaum zu Ende lesen; diese entsetzliche Kaltbluetigkeit und Mordlust.
Nach meinem letzten Eintrag bin ich mit einem Schlafbus von Ninh Binh nach Hue gefahren. Dabei handelt es sich um Busse, die mit engen Liegen ausgestattet sind: drei nebeneinander, zwei uebereinander. Sie sind spottbillig, weil sich etliche Linien Konkurrenz machen. Ich kam ziemlich geraedert an.
Kurz vor Hue hatte ich den 17. Breitengrad ueberquert, der frueher die Grenze zwischen Nord- und Suedvietnam bildete. Dort befand sich die sog. Entmilitarisierte Zone (DMZ). Faktisch gab es dort dann mehr Militaer als irgendwo sonst im Kriegsgebiet.
Nach meiner Ankunft entkam ich einem Heer von Hotelanreissern und nahm Quartier im DMZ-Hotel. Eigenartiger Name, aber eine gute Wahl. Ringsherum allerdings Baustellen - es kommen noch viele Hotels hinzu.
Waehrend Hanoi am Roten Fluss (Hong Song)liegt, fliesst durch Hue der Parfuemfluss (Hong Suong). Vietnamesisch ist nicht einfach! Jenseits des breiten Flusses liegt die ehemalige Kaiserstadt der Nguyen-Dynastie. Nguyen ist noch gewoehnlicher als Mueller in Deutschland. Neulich kaufte ich erstmals die Viet Nam News. Ein kurzer Blick auf die offiziellen Verlautbarungen zeigte: der Staatspraesident, der Ministerpraesident, sein Stellvertreter, der Parlamentspraesident: sie alle tragen den Familiennamen Nguyen!
Seit der Ankunft der Franzosen waren die Kaiser machtlose Marionetten. Der letzte wurde 1945 von den Vietminh-Truppen abgesetzt.
Die Dynastie liess eine schachbrettartige Stadt anlegen. Die 10 km lange Umfassungsmauer ist weitgehend erhalten. In einer weiteren Ummauerung innerhalb dieser Stadt lag der kaiserliche Palast, in einer Ummauerung darin der Bereich, der nur dem Kaiser und seinen Konkubinen zugaenglich war.
Grosse Teile des Palastes wurden waehrend der Tet-Offensive 1968 zerstoert. Das kam so: die Vietcong konzentrierten Truppen in der Naehe des Huegels Khe Sanh in der DMZ. Damit wollten sie von ihrem Plan ablenken, suedvietnamesische Staedte einzunehmen. US-Oberbefehlshaber Westmoreland gelangte aber zu einer anderen Lagebeurteilung. Demnach waren die Angriffe auf die Staedte nur Ablenkungsmanoever, um von dem Plan abzulenken, den Huegel Khe Sanh zu erobern. Somit gelang es den Vietcong, Hue fuer fast einen Monat zu besetzen. Beim anschliessenden Strassenkampf fiel vieles in Schutt und Asche, Westmoreland wurde bald darauf abgeloest.
Inzwischen sind einige Palastteile wieder aufgebaut worden, so dass sich ein Besuch sehr lohnt.

Aber es sind auch noch ausgedehnte Truemmerflaechen zu sehen.
In der Naehe liessen die Kaiser prunkvolle Tempel und Graeber errichten. Sie sind heute ein beliebter Ort fuer Hochzeitsfotos. Waehrend etliche Brautpaare westlich gekleidet sind, gibt es auch viele, die traditionelle Hochzeitskleidung bevorzugen:

Die Tour zu den Graebern wird per Boot durchgefuehrt. Dabei hatte ich Gelegenheit zu sehen, wo die Hochhausbauten in der Neustadt ihren Anfang nehmen. Sand wird per Muskelkraft aus dem Flussbett gewonnen:

Am Folgetag sah ich, wie Betonziegel hergestellt wurden. U. a. gab es eine alte Frau, die auf einem Ziegel sass und mit einem Hammer Steine zerkleinerte, so dass sie die passende Groesse fuer die Betonherstellung bekamen.
Ich fuhr weiter nach Hoi An. Das ist ein ehemaliger Hafenort, von wo aus Handel mit Japan und China betrieben wurde.

In der Naehe liegen die Ruinen von My Son.

Dies war ein bedeutender Ort in Champa, Jahrhunderte lang ein bedeutendes Reich in Zentralvietnam.
Mehr dazu demnaechst, es wird jetzt Zeit fuer einen Teller Morning Glory.
Beste Nikolausgruesse
Hans
Die Flughafenbesetzung in Bangkok hat Helga und mich in den letzten Tagen maechtig auf Trab gehalten. Jetzt kann sie - fast ohne Mehrkosten - ueber Kuala Lumpur anreisen, und morgen treffen wir uns in Saigon. Endlich!
Gerade habe ich in der Online-FR eine Darstellung des Gesamtablaufs der Anschlaege in Bombay gelesen. Ich konnte das kaum zu Ende lesen; diese entsetzliche Kaltbluetigkeit und Mordlust.
Nach meinem letzten Eintrag bin ich mit einem Schlafbus von Ninh Binh nach Hue gefahren. Dabei handelt es sich um Busse, die mit engen Liegen ausgestattet sind: drei nebeneinander, zwei uebereinander. Sie sind spottbillig, weil sich etliche Linien Konkurrenz machen. Ich kam ziemlich geraedert an.
Kurz vor Hue hatte ich den 17. Breitengrad ueberquert, der frueher die Grenze zwischen Nord- und Suedvietnam bildete. Dort befand sich die sog. Entmilitarisierte Zone (DMZ). Faktisch gab es dort dann mehr Militaer als irgendwo sonst im Kriegsgebiet.
Nach meiner Ankunft entkam ich einem Heer von Hotelanreissern und nahm Quartier im DMZ-Hotel. Eigenartiger Name, aber eine gute Wahl. Ringsherum allerdings Baustellen - es kommen noch viele Hotels hinzu.
Waehrend Hanoi am Roten Fluss (Hong Song)liegt, fliesst durch Hue der Parfuemfluss (Hong Suong). Vietnamesisch ist nicht einfach! Jenseits des breiten Flusses liegt die ehemalige Kaiserstadt der Nguyen-Dynastie. Nguyen ist noch gewoehnlicher als Mueller in Deutschland. Neulich kaufte ich erstmals die Viet Nam News. Ein kurzer Blick auf die offiziellen Verlautbarungen zeigte: der Staatspraesident, der Ministerpraesident, sein Stellvertreter, der Parlamentspraesident: sie alle tragen den Familiennamen Nguyen!
Seit der Ankunft der Franzosen waren die Kaiser machtlose Marionetten. Der letzte wurde 1945 von den Vietminh-Truppen abgesetzt.
Die Dynastie liess eine schachbrettartige Stadt anlegen. Die 10 km lange Umfassungsmauer ist weitgehend erhalten. In einer weiteren Ummauerung innerhalb dieser Stadt lag der kaiserliche Palast, in einer Ummauerung darin der Bereich, der nur dem Kaiser und seinen Konkubinen zugaenglich war.
Grosse Teile des Palastes wurden waehrend der Tet-Offensive 1968 zerstoert. Das kam so: die Vietcong konzentrierten Truppen in der Naehe des Huegels Khe Sanh in der DMZ. Damit wollten sie von ihrem Plan ablenken, suedvietnamesische Staedte einzunehmen. US-Oberbefehlshaber Westmoreland gelangte aber zu einer anderen Lagebeurteilung. Demnach waren die Angriffe auf die Staedte nur Ablenkungsmanoever, um von dem Plan abzulenken, den Huegel Khe Sanh zu erobern. Somit gelang es den Vietcong, Hue fuer fast einen Monat zu besetzen. Beim anschliessenden Strassenkampf fiel vieles in Schutt und Asche, Westmoreland wurde bald darauf abgeloest.
Inzwischen sind einige Palastteile wieder aufgebaut worden, so dass sich ein Besuch sehr lohnt.
Aber es sind auch noch ausgedehnte Truemmerflaechen zu sehen.
In der Naehe liessen die Kaiser prunkvolle Tempel und Graeber errichten. Sie sind heute ein beliebter Ort fuer Hochzeitsfotos. Waehrend etliche Brautpaare westlich gekleidet sind, gibt es auch viele, die traditionelle Hochzeitskleidung bevorzugen:
Die Tour zu den Graebern wird per Boot durchgefuehrt. Dabei hatte ich Gelegenheit zu sehen, wo die Hochhausbauten in der Neustadt ihren Anfang nehmen. Sand wird per Muskelkraft aus dem Flussbett gewonnen:
Am Folgetag sah ich, wie Betonziegel hergestellt wurden. U. a. gab es eine alte Frau, die auf einem Ziegel sass und mit einem Hammer Steine zerkleinerte, so dass sie die passende Groesse fuer die Betonherstellung bekamen.
Ich fuhr weiter nach Hoi An. Das ist ein ehemaliger Hafenort, von wo aus Handel mit Japan und China betrieben wurde.
In der Naehe liegen die Ruinen von My Son.
Dies war ein bedeutender Ort in Champa, Jahrhunderte lang ein bedeutendes Reich in Zentralvietnam.
Mehr dazu demnaechst, es wird jetzt Zeit fuer einen Teller Morning Glory.
Beste Nikolausgruesse
Hans
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