Donnerstag, 27. November 2008

Tag des Lehrers

Ja, den gibt es hier tatsaechlich!

Am letzten Mittwoch nahm ich in Luang Prabang ein letztes Mittagessen am Mekong ein. Ploetzlich erschien am Himmel eine groessere Zahl von Duesenjaegern. Ich hatte in Laos noch nie Militaerflugzeuge am Himmel gesehen. Ueberraschenderweise waren sie orange mit weissen Streifen.

Auf dem Flughafen loeste sich das Raetsel auf. Es handelte sich um eine indische Kunstflugstaffel, begleitet von zwei Transportmaschinen.

Im Anflug auf Hanoi fielen mir zwei Dinge auf. Zum einen, dass Wochen nach der Hochwasserkatastrophe noch immer weite Flaechen unter Wasser standen. Zum anderen sah ich in vielen Orten Kirchtuerme. Vielleicht haben die Franzosen ihr schlechtes Gewissen mit vielen Gebeten beruhigt.

In Hanoi empfing mich merklich kuehleres Wetter. Der Himmel war grau, eine Mischung aus Wolken und Smog. Da in Vietnam neben den ueblichen Markenartikeln auch Restaurants und Hotels gefaelscht werden, hatte ich ueber das Internet ein Zimmer in der Altstadt reserviert. Erst danach las ich im Lonely Planet, dass in der Altstadt alle Strassen nach den traditionell dort ansaessigen Zuenften benannt sind. Sie waren mit Uebersetzung aufgelistet. Demnach war meine Wahl auf die Gasse fuer fermentierten Fisch gefallen.

Zum Glueck war dieses Gewerbe verlagert worden. Stattdessen wirken in der Hang Mam (Google-Earth-Nutzer aufgepasst!) jetzt Steinmetze - auf dem Gehweg. Zwischen sausenden Meisseln, einer kreischenden Flex und abgestellten Motorrollern bahnte ich mir muehsam meinen Weg in die Unterkunft.

Am naechsten Tag machte ich mich auf den Weg zum See des zurueckgegeben Schwertes, der am Rand der Altstadt liegt. Es gibt in der Altstadt zwar Buergersteige, sie haben aber ausschliesslich die folgenden drei Zwecke: Handwerk, Handel, Stellflaeche fuer Motorroller. Von letzteren soll es in Hanoi 3 Millionen geben. Mit den nicht abgestellten muss man sich als Fussgaenger die Fahrbahn teilen.

Am See sprachen mich zwei Studentinnen an. Sie konnten schon am fruehen Morgen dort sein, weil Tag des Lehrers war. Dann haben die Schueler frei, die Lehrkraefte nehmen an Versammlungen teil. Es ist dies aber kein Studientag, sondern er dient wohl tatsaechlich in erster Linie der Ehrung unseres Berufsstandes. Einige Tage spaeter kam ich mit einem jungen britischen Kollegen ins Gespraech. Er unterrichtet Englisch in Hanoi, und er hatte von seinen Schuelern zahlreiche Geschenke erhalten.

In einem Tempel fand ein seltsames Ritual statt. Am Folgetag lernte ich, dass ich Zeuge einer Geisterbeschwoerung geworden war.

Abends war ich sehr beeindruckt von der Auffuehrung im Wasserpuppentheater. Es ist ein Marionettentheater mit bis zu 15 kg schweren Puppen. Die Spieler stehen hinter einem Bambusvorhang im Wasser, diePuppen werden mit unsichtbaren Stangen und Draehten auf einer Wasserflaeche vor dem Vorhang bewegt.





Das Theatergebaeude wurde 1969 errichtet, also mitten im Krieg.

Freitags sah ich einige der vielen praechtigen Kolonialbauten, die die Franzosen in der Hauptstadt Indochinas errichtet haben. Einige davon gehoeren ihnen jetzt wieder, z. B. das Sofitel Metropole.

Mehrere Stunden verbrachte ich im ethnologischen Museum. Dieses wurde mit franzoesischem Beistand errichtet und informiert ueber die 54 Ethnien Vietnams. Es gibt einen grossen Freilichtbereich, die Darstellung ist kurzweilig, aber informativ.

In der Daemmerung scheiterte ich mit dem Versuch, einen Blick auf den Roten Fluss zu werfen. Das scheint zu Fuss nicht moeglich zu sein.

Am Samstag erwies ich Onkel Ho die Referenz. Nur von aussen, denn im Oktober und November ist immer "maintenance" - vermutlich in Moskau.

In der Naehe liegt der Literaturtempel. Dort finden sich alte Stelen mit den Namen der Studenten, die das Mandarin-Examen bestanden hatten.

Danach blieb noch Zeit, deutsche Kulturarbeit im Ausland in Augenschein zu nehmen. Das Goethe-Institut in Hanoi ist in zwei sehr schoenen Villen untergebracht. Schon beim Betreten des Gelaendes wird der Besucher mit zeitgenoessischer deutscher Esskultur vertraut gemacht:

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Im Ausstellungsbereich wurde die Installation "Hanoi Transformation" praesentiert, auf Englisch und Vietnamesisch. Die Veraenderungsprozesse wurden mit einigen nahe liegenden Fotos illustriert: respektlose Jugendliche vor dem HCM-Mausoleum, alte Frau mit Kegelhut neben Hochhaus-Baustelle usw. Zahlreicher als die Bilder waren die Lautsprecher. Aus jedem kam ein anderer O-Ton bzw. dessen englische Uebersetzung. Ich verliess die Installation und wandte mich dem Raum von Deutsche Welle TV zu. Mein Nachrichtenhunger wurde aber nicht gestillt, denn dort lief Kanal 9 des chinesischen Staatsfernsehens. Wenigstens eine Kohlroulade haette ich im Cafe Goethe essen koennen, wenn ich die umstaendliche englische Beschreibung richtig verstanden habe. Aber dazu war es noch zu frueh.

Sonntags war ich im Hoa-Lo-Gefaengnis. Das haben die Franzosen gebaut, mit einer Guillotine und getrennten Zellenbereichen fuer Europeens und Indige`nes. Die Nordvietnamesen sperrten dort gefangen genommene US-Piloten ein und verhinderten dadurch fuer laengere Zeit die Bombardierung des Zentrums von Hanoi. Prominentester Gefangener war John McCain. Ein altes Foto zeigt den spaeteren Kandidaten bei der Eingangsuntersuchung nach seiner Gefangennahme:



Montags fuhr ich in die Halong-Bucht. Die Strecke fuehrte lange Zeit durch Industriegebiete. Insbesondere gab es eine kilometerlange Kette von Ziegeleien.

Die Halong-Bucht bereist man auf kleineren Schiffen. Unseres hatte Platz fuer 16 Personen. Diese "Dschunken" sind dort zu Dutzenden unterwegs. Aber angesichts der spektakulaeren Landschaft ist das schliesslich auch kein Wunder:

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Die letzten beiden Tage verbrachte ich in Ninh Binh und unternahm von hier aus Ausfluege in die "trockene Halong-Bucht". Auch hier gibt es bizarre Karstfelsen. Dazwischen sind bzw. waren kleine Doefer, Wasserflaechen und Felder. Man findet noch einige wirklich malerische Ecken.



Aber das Auftreten der Einheimischen gegenueber Touristen ist hier noch aggressiver und unverschaemter als in Hanoi, und die Zerstoerung des Idylls wird von zwei Seiten in Angriff genommen: Die aeusseren Karstkegel werden einer nach dem anderen abgetragen und wandern in die umliegenden Kalkwerke. Der Kernbereich dieser wunderbaren Landschaft wird mit einem unbegreiflich dichten Netz von z. T. vierspurigen Schnellstrassen ueberzogen. Fuer Raststaetten usw. werden grosse Landflaechen aufwaendig aufgespuelt, so dass nicht viel Ackerflaeche uebrig bleibt. Da, wo der Reisefuehrer idyllische Nebenstraesschen versprach, radelte ich an Pumpen und Baggern vorbei und wurde staendig von Bau-LKW ueberholt. Hier ist entweder kompletter Irrsinn am Werk oder eine Baumafia im Zusammenwirken mit oertlichen Parteigroessen.

Die erste Woche in Vietnam war ziemlich anstrengend, vor allem durch den starken Verkehr und die schlechte Luft in Hanoi. Dazu kommt aber, dass man als Tourist kein leichtes Leben hat. Damit meine ich nicht, dass die Bananen fuer mich teurer sind als fuer die Einheimischen. Auch damit, dass die Vietnamesen 25 ct Eintritt bezahlen und ich 50, kann ich gut leben. Was mich aber stoert, ist, dass man nie das bekommt, was versprochen wird, dass ein einmal vereinbarter Preis spaeter doch wieder nachverhandelt wird, vor allem die Raffgier und die Unfreundlichkeit, mit der viele Vietnamesen auftreten. Z. T wirken sie so, als glaubten sie einen Anspruch darauf zu haben, dass man ihnen etwas abkauft. Auf meiner gestrigen Radtour erwischte ich mich bei dem Gedanken: ich glaube nicht, dass ich noch einmal in dieses Land zurueckkehren werde.

Soweit fuer heute. Ich wuensche euch allen eine schoene Adventszeit.

Hans

Montag, 17. November 2008

Herbstwetter und Hochsaison

In Luang Namtha legte ich einen Ruhetag ein. Unter anderem wollte ich mir die Haare schneiden lassen. In einer Nebenstrasse kam ich an einem wackligen Holzhaus mit einem Schild èHairdresser and Beauty Parlorè vorbei. Waehrend ich naeher trat, erschien ein glaenzend weisses Gesicht im Tuerrahmen. Ich prallte zurueck, erkannte dann aber, dass die junge Dame eine Gesichtsmaske aufgelegt hatte. Schnell wurde klar: dies war keine Kundin, dies war die Inhaberin. Sie dirigierte mich in einen Friseurstuhl. Zur Festlegung des gewuenschten Schnittes schlug sie eine abgegriffene Bangkoker Modezeitschrift auf und deutete auf einen blondierten Thai-Juengling mit punkartiger Frisur. Mangels Alternativen stimmte ich schicksalsergeben zu. Wie ihr seht, fiel das unter langsam broeckelnder Maske erzielte Ergebnis dann aber doch wesentlich ziviler aus.



Am naechsten Tag fuhr ich noch 60 km weiter nach Norden, nach Muang Sing. Zuerst gab es wieder Kautschukplantagen, dann aber ging es durch ein enges, steiles Tal mit urspruenglichem Bergwald. Der Markt in Muang Sing ist interessant, weil dort Angehoerige verschiedener Minderheiten Handel treiben. Zu den Trachten und Gebraeuchen dieser Voelker gibt es ein interessantes kleines Museum. Das hat die GTZ konzipiert und bezahlt. Eigentlich, so dachte ich, koennte ich dann auch eine deutschsprachige Beschriftung erwarten.

Aus Deutschland finanzierte Projekte scheinen ueberwiegend im Bereich Oekotourismus angesiedelt zu sein. Die Chinesen dagegen geben ihre Kautschukbaumschulen als Entwicklungshilfe aus, und die Amerikaner fuehren immer noch Krieg - diesmal gegen die Drogen.

Aufgrund unsicherer Informationen verwarf ich meinen Plan, ueber Dien Bien Phu nach Vietnam einzureisen. Ich kaufte ein Flugticket von Luang Prabang nach Hanoi und verbrachte die verbliebenen Tage am Ou-Fluss, in den Orten Nong Khiao und Muang Ngoi. Beide haben eine tolle Lage inmitten hoch aufragender Karstfelsen:



Vor dem Fernseher erlebte ich den thailaedischen Volkstrauertag mit: eine Prinzessin wurde verbrannt, die am 2. Januar (!) gestorben war.

Ausserdem tauchte in diesem Kaff ein Pickup mit belgischem Kennzeichen auf. Ein nettes und mitteilungsfreudiges junges Paar stieg aus. Die beiden waren im Juli in Belgien aufgebrochen. Als sie von Kasachstan aus nach Xinjiang einreisen wollten, war die Grenze wegen der Anschlaege in Kashgar geschlossen. Ein russisches Transitvisum wurde nur fuer fuenf Tage ausgestellt, so dass sie Sibirien in einem Hoellentempo durchqueren mussten. Teuer war dann die Einreise von der Mongolei nach China: sie mussten chinesische Nummernschilder kaufen, chinesische Fuehrerscheine usw.

Eine fuenfstuendige Bootsfahrt den Nam Ou abwaerts brachte mich vorgestern zurueck nach Luang Prabang. Auch hier gab es ganz spektakulaere Landschaftseindruecke.

Hier zwei Bilder aus Luang Prabang. Es ist aus zwei Gruenden Weltkulturerbe: wegen seiner Tempel und wegen seiner franzoesischen Kolonialarchitektur.





Das bedeutet Auflagen fuer Neubauten. Aus diesem Grund entstehen ueberall weitere "franzoesische Kolonialbauten", um dem wachsenden Bedarf an Unterkuenften gerecht zu werden.

Ausserhalb des geschuetzten Bereichs war innerhalb der beiden letzten Wochen eine neue Bar fertig geworden. Sie beschallt nun die halbe Stadt aus leistungsstarken Lautsprechertuermen.

Die Abreise nach Vietnam faellt mir nicht leicht. Das Reisen hier war - sieht man von den anstrengenden Busreisen ab - sehr stressfrei. Die Menschen waren freundlich und - bis auf meinen letzten Vermieter - ehrlich. Das Land ist landschaftlich sehr schoen, und es ist sehr ruhig, da es ja in ganz Laos nicht mehr Menschen gibt als in Saigon.

Zum Abschied hier noch die Lao-Englisch-Redewendung fuer "so aehnlich":

Same same
but different

Bis bald

Hans

Donnerstag, 13. November 2008

Guantanamera II



Im Norden von Laos gibt es zahlreiche Minderheitenvoelker. Manche sind schon laenger dort als die Laoten, die meisten aber wurden vor etwa 200 Jahren aus Suedchina verdraengt. Auf unserer Tour uebernachteten wir in zwei Akha/Doerfern. Die Akha betreiben Brandrodung auf den Bergen. Das wird natuerlich nicht gern gesehen. Bisher widersetzen sich die meisten aber Versuchen, sie im Flachland anzusiedeln.

Am ersten Tag kamen wir zunaechst durch Trockenreisfelder. Dann gings ein Stueck durch den Urwald am Rande des Nationalparks. Wiederholt ueberquerten wir abenteuerlichste Brueckenkonstruktionen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir das Dorf.
Akha-Doerfer haben zumindest drei Besonderheiten: An den Dorfeingaengen gibt es Geistertore, durch die gute Geister eintreten und boese ferngehalten werden sollen. Auffaellig sind auch die riesigen Schaukeln, die nur einmal im Jahr bei einem Fest benutzt werden. Schliesslich gibt es kleine Haeuser, in denen die Jugendlichen beiderlei Geschlechts schlafen. Anscheinend in grosser Libertinage; erst wenn eine junge Frau schwanger wird, sucht sie sich einen festen Partner aus.

Die Holzhaeuser stehen auf Stelzen, das haben sie mit den Haeusern der Laoten gemeinsam. Alle Arten von Vieh laufen frei im Dorf herum.



Die Wanderung am zweiten Tag fuehrte durch aufgegebene Opiumfelder. Hongthong erklaerte aber, dass auf versteckten Feldern in den Bergen weiterhin Mohn angebaut wird. Wie mussten die Tour abkuerzen. Zwei von uns litten unter Durchfall. Deshalb mussten wir in einem anderen Dorf als dem vorgesehenen uebernachten. Die Nacht war furchtbar, denn wir hatten nur duenne Decken bekommen. Das Holzhaus war aber zugig, und es wurde sehr kalt.

Morgens warfen wir noch einen Blick in die Dorfschule. Eine Lerngruppe musste das kleine Einmaleins aufsagen. Insgesamt waren etwa 30 Schueler anwesend, ganze zwei davon waren Maedchen. Die uebrigen arbeiteten offensichtlich auf dem Feld oder passten auf kleinere Geschwister auf. Die gab es in den Doerfern reichlich. Familienplanung wird zwar propagiert, es werden auch kostenlos Kondome ausgegeben, aber offensichtlich ohne grossen Erfolg.

Am dritten Tag waren wir noch in einer Hoehle und besuchten ein Dorf der Lamu/MInderheit. Bei den Lamu leben mehrere Familien in einem gemeinsamen Haus.

Insgesamt war das eine hoechst spannende Tour, an die ich sicherlich noch lange denken werde.

Die 60 km bis Luang Namtha fuehrten ueberwiegend durch oede Kautschukplantagen, die fuer Chinas Reifenindustrie produzieren.

Nach einem Erholungstag gestern habe ich heute einen Tagesausflug nach Muang Sing gemacht. Von dort bis China sind es nur noch 10 km. Anfangs gab es noch reichlich Kautschuk, dann aber verlief die Strasse in einem engen Flusstal durch unberuehrten Bergwald. Muang Sing ist ein Marktort fuer verschiedene Minderheiten, entsprechend farbenfroh geht es dort zu.

Ihr habt auch die raetselhafte Ueberschrift gelesen? Prima. Dann sollt ihr jetzt aufgeklaert werden. Am zweiten Wandertag vertraute Hongthong mir an, er kenne ein deutsches Lied aus dem II. Weltkrieg. Ich war auf das Schlimmste gefasst, nicht aber darauf, dass er dann froehlich lostraellerte: "Guantanamera, guajira Guantanamera..."

Beste Gruesse

Hans

Guantanamera

Hallo, nach einer abenteuerlichen Woche gruesse ich euch heute aus Luang Namtha, kurz vor der chinesischen Grenze. Am vergangenen Donnerstag trat ich in Luang Prabang eine zweitaegige Schiffsreise den Mekong hinauf an. Die eingesetzten Schiffe sind schmal, lang und haben einen geringen Tiefgang. Im Reisebuero hatte man mir Bilder von einem Boot mit lauter Polstersitzen gezeigt. Leider sah die Realitaet anders aus. Immerhin wurden fuer uns Auslaender einige Bussitze herbeigeschafft, so dass wir ganz komfortabel sassen. Der Fluss ist nicht einfach zu befahren. Es lauern viele Felsen, Strudel und Untiefen. In den zwei Tagen kommt man nur an zwei Orten vorbei. Dennoch ist das Landschaftsbild nur noch teilweise urspruenglich. Ueberwiegend ist der Urwald abgeholzt. Gras und Straeucher sind nachgewachsen, ausserdem gibt es Teakholzplantagen. Dennoch war es landschaftlich eine eindrucksvolle Fahrt. Bereits nach kurzer Zeit mussten wir zweimal wegen Motorschadens festmachen. "Festmachen" hiess: der Kaeptn liess das Schiff ans Ufer treiben, ein Helfer sprang auf den Bug und schlang blitzschnell ein Seil um den naechstbesten Ast. Gegen 18 Uhr fiel der Motor ganz aus. Mit einem Schnellboot wurde eine neue Batterie gebracht, es half aber nichts. Wir waren nur noch 30 Minuten von Pak Beng entfernt, wo die Zwischenuebernachtung erfolgen sollte. Niemand traute sich, uns zu sagen, dass wir stattdessen auf den Schiffsplanken schlafen mussten. Die meisten hatten nichts mehr zu essen, der Strom floss an dieser Stelle sehr schnell, und natuerlich fragte ich mich, ob der Ast wohl die ganze Nacht halten wuerde. Er tat es, und am naechsten Tag bekamen wir ein besseres Schiff. Abends erreichten wir den Zielort Houay Xay. Auf dem Schiff hatte ich die Bekanntschaft von Landsleuten aus Leipzig und Paderborn gemacht. In den folgenden Tagen reisten wir gemeinsam weiter. Von Houay Xay zur chinesischen Grenze fuehrt die vermutlich beste Strasse in Laos. Sie wurde erst letztes Jahr von chinesischen Bautrupps fertig gestellt und ist die kuerzeste Verbindung zwischen China und Thailand. Finanziert wurde sie mit einem zinslosen Kredit der EU. Erdrutsche und Ueberlastung durch Kohlelastzuege haben schon wieder zu erheblichen Schaeden gefuehrt. Dennoch legt man bis zu 60 km pro Stunde zurueck. Auf den uebrigen Strassen schafft man meistens nicht einmal die Haelfte. Wir verliessen unseren komfortablen Minivan in Vieng Phoukha. Das ist ein kleines Nest im Norden. Strom gab es nur von 18 bis 20:30, so dass ein Teil des Abendessens bei Kerzenlicht stattfand. Was wollten wir dort? Laut Lonely Planet gab es von Vieng P. aus eine besonders schoene Trekkingtour in den Nam Ha Nationalpark. Am naechsten Tag machten wir uns

Mittwoch, 5. November 2008

Spontanes Gesamtschultreffen

Hallo,

die Wahl in den USA scheint entschieden zu sein. Mal sehen, was uns dieser Wechsel bringt.

Von Vang Vieng aus bin ich ueber eine desolate Passstrasse zur Ebene der Tonkruege gefahren. Der Name ist irrefuehrend, in Wirklichkeit sind diese Kruege aus Stein. Seit 2000 Jahren stehen sie zu Hunderten dort, man weiss aber nicht, wozu sie angefertigt und aufgestellt wurden.

Im Vietnamkrieg wurde diese Gegend so stark bombardiert wie keine andere. In etlichen Guesthouses erinnert Kriegsschrott daran. Auf meinem Balkon gab es zwei Blumenkaesten, die jeweils von einer halben Bombe gebildet wurden. Weiterhin standen dort ein MG, diverse Helme usw. Man kann das als Mahnung ansehen, trotzdem hinterliess diese Art von "Dekoration" bei mir ein zwiespaeltiges Gefuehl.

Die USA setzten vor allem Streubomben ein, so dass sich noch immer unzaehlige kleine Sprengkoerper im Boden befinden. Noch 2005 kamen ueber 100 Menschen dadurch zu Tode. Immer wieder kommt es dadurch zu Unfaellen, dass Einheimische versuchen, die Bomben auf eigene Faust zu entschaerfen und das Metall dann an vietnamesische Schrotthaendler zu verkaufen. Damit Fundorte ueberhaupt gemeldet werden, wendet man jetzt folgendes Verfahren an: wer eine Bombe meldet, erhaelt nach Entschaerfung das Metall zurueck.

Seit dem 1. November bin ich jetzt in Luang Prabang. Hatte es auf der Ebene der Tonkruege nur wenige Reisende gegeben, so bin ich hier wieder mitten im Gewuehl. Es hatte sogar eine Halloween-Party gegeben.

Dennoch ist der Ort sehr reizvoll:



Er liegt auf einer Halbinsel, die von den Fluessen Mekong und Nam Khan gebildet wird. In der Mitte der Stadt gibt es einen Huegel mit einem goldenen Tempel, von wo aus man eine wunderbare Aussicht hat. Im Zentrum gibt es zahlreiche weitere Tempel, ausserdem steht die ganze Innenstadt unter Schutz, so dass die franzoesische Kolonialarchitektur erhalten geblieben ist und auch bei den vielen Hotelneubauten als Gestaltungsrichtschnur gilt.

Morgens um sechs ziehen Hunderte von Moenchen durch die Stadt und nehmen Nahrungsspenden der Glaeubigen entgegen. Natuerlich war auch ich dort, aber nicht allein. Es wurden ganze Busladungen von Touristen in die Stadt gefahren. Darunter sind natuerlich auch welche, die mit Blitzlicht fotografieren, den Moenchen die Kamera direkt vor die Nase halten oder selbst eine Portion Klebreis und Bananen kaufen, um sich in die Reihe der Spender knien und von dort aus fotografieren zu koennen.

Gestern kam es dann zu einem ueberraschenden Treffen mit dem Kollegen Juergen von der Gesamtschule Haspe. Ich kannte ihn bisher nicht persoenlich, sondern wusste nur, dass auch er in Laos unterwegs ist. Zufaellig sassen wir zur gleichen Zeit im gleichen Cafe. Wir bedauerten, dass niemand von der GE Eilpe erschien, und verbrachten dann einen schoenen Tag an einem Wasserfall:



Heute habe ich einen Ausritt auf einem Elefanten durch eine Teakplantage unternommen, morgen geht es den Mekong aufwaerts nach Houay Xay und dann auf eine Trekking-Tour. Ich weiss nicht, wie es dort oben mit dem Internet aussieht. Kann also eine Weile dauern, bis es Neuigkeiten von mir gibt.

Beste Gruesse

Hans